Ein Fisch im Meer.
Der Wolfsbarsch kommt nicht gut mit dem sauren Ozean zurecht.  (Foto: Hans Hillewaert/Wikimedia Commons)

Wenn die Ozean saurer werden, können Fische weniger riechen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die im Fachmagazin Nature Climate Change erschienen ist. Fische nutzen ihren Geruchssinn, um Nahrung zu finden, sich gegenseitig zu erkennen und um Raubtieren auszuweichen. Wenn sie weniger riechen, könnte das die Populationen schwächen, so die Studie.

Die Forscher von der britischen Universität Exeter haben dafür die Reaktionen von Wol​fsbarschen analysiert. "Erst haben wir das Verhalten von jungen Barschen beim heutigen Säuregehalt verglichen mit dem bei Säuregehalten, die für das Ende des Jahrhunderts vorausgesagt werden", sagte Hauptautorin Cosima Porteus. "Die Barsche in saurem Wasser haben seltener auf den Geruch von Raubtieren reagiert." Außerdem hätten sie häufiger aufgehört sich zu bewegen, was ein Anzeichen für Angst sei.

Der Grund für den steigenden Säuregehalt in den Ozeanen ist der Ausstoß von Kohlendioxid durch menschliche Tätigkeit. Wenn sich das Gas im Wasser löst, bildet sich Kohlensäure, die das Wasser saurer macht. Die Meere haben seit Beginn der Industrialisierung mehr als ein Viertel des von Menschen verursachten Kohlendioxids aufgenommen. Dadurch sind die Meere seitdem um fast 30 Prozent saurer geworden.

Versauerung bedroht Fische und auch die Fischerei

Die Forscher haben außerdem die Aktivität im Nervensystem der Fische untersucht, während diese bei verschiedenen Säuregehalten verschiedenen Gerüchen ausgesetzt waren. Das Ergebnis: Der Geruchssinn nahm bei Säuregehalten, wie sie für das Ende des Jahrhunderts erwartet werden, um bis zur Hälfte ab. Besonders beeinträchtigt waren offenbar Gerüche, die mit Nahrung und mit bedrohlichen Situationen zusammenhängen.

Eine Vermutung, woran das liegen kann, haben die Forscher auch: "Wir glauben, dass das saure Wasser einen Einfluss darauf hat, wie die Geruchsmoleküle sich an die Geruchsrezeptoren in der Nase der Fische binden", sagte Porteus. Dadurch könnten die Tiere unterschiedliche Gerüche nicht mehr so gut unterscheiden. "Deshalb sind die steigenden CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre eine Bedrohung für die aquatischen Ökosysteme und auch für unsere Nahrungsversorgung." Der Europäische Wolfsbarsch wird auch als Speisefisch genutzt und im deutschen Sprachraum unter der irreführenden Bezeichnung Loup de mer ("Seewolf") verkauft.

Die Wissenschaftler haben in ihrem Experiment zwar nur Wolfsbarsche untersucht, sie glauben aber, dass die beobachteten Probleme auch bei anderen Fischarten auftreten könnten. Der Geruchssinn funktioniert bei vielen Lebewesen im Meer und selbst im Süßwasser ähnlich. Ob sich die Tiere schnell genug an die Veränderungen anpassen können, ist ungewiss.

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