Ein tetraederförmiger Kunststoff-Teebeutel wird aus einer gläsernen Teetasse genommen, der Tee hat die typische, eher noch helle Farbe.
Die Teebeutel für das Projekt dürfen ausnahmsweise nicht biologisch abbaubar sein. (Foto: Sławomir Gawryluk/​Shutterstock)

Teebeutel als Forschungsinstrument? Darauf muss man erst einmal kommen. Aber es funktioniert. Die "Tea-Bag-Index-Methode" ist ein wissenschaftlich anerkanntes Verfahren. Man kann damit herausfinden, wie schnell Organismen im Boden Pflanzenreste abbauen.

Seit dem vergangenen Freitag läuft hierzulande ein Massentest damit. An rund 9.000 Standorten in allen 16 Bundesländern werden die Teebeutel als spezielle Sonden eingesetzt, um Daten für eine nachhaltige Bodennutzung und für die Klima-Modellierung zu gewinnen.

Und noch ein Clou: Die Forscher:innen, die die Teebeutel-Infos liefern, haben noch gar nicht studiert. Es sind ganz normale Schülerinnen und Schüler. Sie nehmen teil an der "Expedition Erdreich", die vom Bundesforschungsministerium ins Leben gerufen wurde. Über 300 Schulen sind bei der Aktion dabei.

Aber wie genau funktioniert die Teebeutel-Methode? Pflanzliches Material, hier eben Grün- und Rooibos-Tee, wird genau abgewogen, in die Beutel gefüllt und dann für drei Monate lang im Boden vergraben. Dort zersetzt es sich allmählich.

Nach dem Ausgraben am Ende des Tests wird der Tee erneut gewogen. Aus dem Gewichtsunterschied zwischen Start- und Endgewicht der Teebeutel lässt sich dann der TBI berechnen, der Tea-Bag-Index.

Der TBI wird in der "Expedition Erdreich" als Indikator für die biologische Aktivität im Boden genutzt, ergänzt allerdings um weitere Faktoren. Erhoben werden etwa auch der pH-Wert und die Bodenart, da diese die Zersetzungsrate beeinflussen.

Doch weil mit der Teabag-Methode eine ungewöhnlich große Vielzahl von Standorten untersucht wird, ergibt sich ein guter Überblick über den Zustand der hiesigen Böden. Die "Expedition" ist das erste derart umfassende Bürgerforschungsprojekt in der Bodenwissenschaft in Deutschland.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Schon Kinder und Jugendliche mit dieser ungewöhnlichen Methode an das Thema heranzuführen, ist mehr als sinnvoll. Denn anders als Klima, Ozeane oder Energie ist die Bedeutung des Bodens unterbelichtet, ob in der Schule oder in der öffentlichen Debatte.

"Die Gesundheit unserer Böden geht uns alle etwas an", wie Forschungsministerin Anja Karliczek zum Start der Aktion ganz richtig bemerkte. Sie sind unsere Lebensgrundlage, spielen eine entscheidende Rolle für die Nahrungsmittelproduktion, die Artenvielfalt und den Klimaschutz.

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