Wald im Nebel.
"Nachhaltige Nutzung" tropischer Wälder ist offenbar nicht das, was Holzunternehmen darunter verstehen. (Foto: Wahyu Sari/​Pxhere)

In Deutschland gibt es fast keine Urwälder mehr, und auch im Rest Europas existieren nur noch wenige unberührte Waldflächen. Die Urwaldinsel Vilm bei Rügen, der Białowieża-Nationalpark in Polen, der Muddus-Nationalpark in Schweden – das sind drei Beispiele dafür.

Insgesamt dominieren seit Langem vom Menschen angepflanzte Forste, die als Papier-, Möbel- und Bauholzlieferanten genutzt werden. Dank Wiederaufforstung, teils auch natürlicher Verjüngung, stehen dort, wo einst natürlicher Wald wuchs, wieder Bäume, und kaum jemand denkt sich etwas dabei.

Die Waldfläche in Europa ist in den letzten Jahrzehnten sogar wieder gewachsen. Ebenso in Asien, vor allem wegen Chinas riesiger Aufforstungsprogramme

Ein Modell auch für die Tropen, wo immer noch Urwald in beängstigendem Maße abgeholzt und abgebrannt wird?

Schon lange weiß man, dass das Nachwachsen von Wäldern wie auch die Wiederaufforstung dort alles andere als einfach ist. Unter anderem, weil die Böden in tropischen Regenwäldern generell weniger nährstoffreich sind als die in den gemäßigten Breiten.

Trotzdem ist es vielerorts möglich, besonders, vor allem, wenn es vorher keinen kompletten Kahlschlag gab.

Man sollte sich über die Klimaschutz-Wirkung jedoch keine Illusionen machen, wie eine neue Studie zeigt. Und vor allem: Man braucht viel Geduld.

Unterschätzte Zersetzung

Abgeholzte Regenwälder können nämlich nach der Rodung zehn Jahre und länger eine Quelle für CO2-Emissionen sein, so ein Forschungsteam um Maria Mills von der britischen Universität Leicester, das dazu Untersuchungen in Malaysia gemacht hat.

Das heißt: Die Annahme wackelt, dass tropische Wälder nach ihrer Abholzung mehr Kohlendioxid binden, als sie freisetzen, weil die Bäume schnell nachwachsen und den Kohlenstoff aus dem CO2 im Holz einlagern.

Die Studie zeigt, dass Letzteres zwar genauso stattfindet. Nur: Als Folge der Zersetzung von organischem Material durch Mikroorganismen auf und im Boden sowie von liegengebliebenem Totholz wird unter dem Strich mehr CO2 in die Atmosphäre freigesetzt, als ihr entzogen wird.

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Die Erkenntnis ist zwar nicht neu, dass bei Kohlenstoff-Bilanzen alle Komponenten berücksichtigt werden müssen, hier also auch der Einfluss des Bodens.

Doch die Studie unterstreicht, wie wichtig es gerade in den Tropen ist, die Vernichtung der Wälder zu stoppen – wie es zum Glück Brasiliens neuer Präsident Luiz Inácio Lula da Silva am Amazonas auf der Agenda hat.

Der dortige Regenwald, der größte der Erde, gilt schließlich als ein Kippelement des globalen Klimasystems. Es nach einem Kippen wieder "aufzuforsten", ist unmöglich.

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