Mangrovenwald, davor ein Warnschild auf Japanisch und Englisch: Nicht betreten!
Unerwartete Nebenwirkungen: In einem Mangrovenwald auf den japanischen Ryukyu-Inseln richtete am Morgen nach dem Vulkanausbruch eine Tsunami-Welle leichte Schäden an. (Foto: Yuza Indianajo/​Wikimedia Commons)

Der Hunga Tonga–Hunga Ha'apai ist ein Unterwasservulkan zwischen den beiden kleinen Pazifikinseln Hunga Tonga und Hunga Ha'apai. Kaum einer kannte ihn bisher, zumindest hierzulande nicht. Vor einer Woche dann schlug er gewaltig zu.

Er hat die betroffene Region im Inselstaat Tonga mit einer dicken Schicht Asche überzogen, einen Tsunami im Pazifik ausgelöst, mehrere Todesopfer gefordert, Luftdruckwellen erzeugt, die sogar hierzulande messbar waren – und sich als Klimaschützer betätigt. Zumindest ein ganz kleines bisschen.

Vulkane können das Weltklima beeinflussen. Der Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991 zum Beispiel führte dazu, dass die globale mittlere Temperatur über ein Jahr lang um 0,5 Grad Celsius niedriger lag als vorher.

Noch drastischer waren die Folgen 1815, als der Vulkan Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa ausbrach. Das Jahr danach ging als "Jahr ohne Sommer" in die Geschichte ein.

Nicht jeder Vulkan hat ein solches Potenzial. Die Voraussetzung, damit ein Ausbruch sich messbar auf das Klima auswirken kann, ist: Die Vulkan-Emissionen, darunter Schwefeldioxid (SO2) und Ruß, müssen mit solcher Kraft hinausgespien werden, dass sie die Wetterschicht, die Troposphäre, durchbrechen und in die darüberliegende Stratosphäre gelangen.

Dort entstehen aus dem Schwefeldioxid langlebige Aerosole, die das Sonnenlicht reflektieren und so das Weltklima abkühlen. Der Ruß wirkt zwar ähnlich, doch die schwarzen Partikel sinken, anders als der Schwefel-Schwebstaub, relativ schnell zur Erde.

Nur 0,01 Grad kühler

Der Hunga-Tonga-Ausbruch schaffte die nötige Höhe. Die Schwefelfrachten gelangten bis zu 30 Kilometer hinauf, die Troposphäre ist nur ungefähr halb so dick. Doch die SO2-Mengen waren viel geringer als etwa beim Pinatubo-Ausbruch. Damals wurden sie auf 15 bis 20 Millionen Tonnen geschätzt, diesmal "nur" auf rund 400.000 Tonnen – also höchstens ein Fünfzigstel davon.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Das dürfte die globale Temperatur zwar senken, aber wohl nur um ein hundertstel Grad. Sie liegt heute schon 1,1 Grad höher als vor der Industrialisierung.

Als Gegenmittel gegen die menschengemachte Erderwärmung taugt das also nicht, falls nicht noch weitere, größere Eruptionen folgen. Wünschen darf man das sowieso nicht, denn so etwas kann leicht außer Kontrolle geraten. Die Tambora-Eruption zum Beispiel führte weltweit zu Missernten, Hunger und Seuchen.

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