Zwei weiße Mittelklasseautos beim Auflladen an einer Parkplatzladesäule.
Anders als in Deutschland ist in den Niederlanden die öffentliche Ladeinfrastruktur schon gut ausgebaut. (Bild: Menno de Jong/​Pixabay)

Rund 1,5 Millionen reine E‑Autos gibt es bisher bundesweit, während insgesamt rund 48,7 Millionen Fahrzeuge zugelassen sind. Vor allem in den letzten beiden Jahren gab es ein rasantes Wachstum bei den Verkaufszahlen.

Doch bis 2030 sollen laut Ampel-Bundesregierung mindestens 15 Millionen batteriegetriebene Pkw auf den Straßen sein, um die Klimaziele im Verkehr erreichen zu können, also zehnmal so viele. Entsprechend muss die Zahl der Ladesäulen ansteigen.

Eine aktuelle Analyse zeigt allerdings nun, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur langsamer voranschreitet als das Wachstum der reinen Elektrofahrzeuge – eine potenzielle Bremse für die E‑Mobilität.

Fachleute kalkulieren, dass für 15 Millionen E‑Pkw bundesweit rund eine Million Ladepunkte vorhanden sein müssen. Besonders in Großstädten ist der Zugang zu öffentlicher Ladeinfrastruktur wichtig, um die Batterien der E‑Autos "betanken" zu können.

Dort ist die Installation privater Wallboxen wegen der dichten Bebauung schwieriger als auf dem Land, wo es mehr Ein- und Zweifamilienhäuser gibt. Laut dem Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur wurde 2023 die Marke von 100.000 Ladepunkten überschritten.

Im Jahr 2023 erreichten die Neuzulassungen von E‑Autos mit rund 524.000 Stück und 18 Prozent Marktanteil einen neuen Rekord. Doch um das 2030er Ziel zu erreichen, müssen die Verkäufe in den nächsten Jahren deutlich steigen, nämlich auf im Schnitt zwei Millionen pro Jahr. Allerdings müsste der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur noch stärker ansteigen.

Eine Auswertung des Ladesäulenregisters der Bundesnetzagentur durch das Bonner Marktforschungsinstitut EUPD Research ergab jedoch eine gegenläufige Entwicklung. Während im Jahr 2020 auf acht Elektroautos ein Ladepunkt kam, liegt das Verhältnis danach heute bei 14 zu eins.

UBA-Chef fordert CO2-orientierte Kfz-Steuer

Derzeit sei das Verhältnis von Ladepunkten zu Elektroautos "noch im grünen Bereich", erläuterte Finn Bee, Analyst bei EUPD Research, wo zu erneuerbaren Energien und nachhaltiger Mobilität geforscht wird. Er warnt aber: "Wenn sich unsere Prognosen bestätigen und der Anteil der Elektroautos an den Neuzulassungen weiter steigt, werden wir mit dem derzeitigen Tempo nicht mehr hinterherkommen."

Das Verhältnis von eins zu 15, das den Zielen für 2030 entspricht, sei nun fast erreicht und drohe unterschritten zu werden. "Es ist daher wichtig, dass sich Infrastruktur und Neuzulassungen im Gleichschritt entwickeln", sagte Bee.

Um die geplanten 15 Millionen E‑Autos bis 2030 zu erreichen, muss Fachleuten zufolge freilich noch viel geschehen. Zuletzt sank die Kauflust für E‑Autos sogar, unter anderem wegen der von der Ampel-Regierung schneller als ursprünglich angekündigt gestrichenen Förderung durch den "Umweltbonus".

 

Wie berichtet, rechnet der Verband der Automobilindustrie (VDA) für 2024 mit einem Einbruch der Verkäufe um 14 Prozent, während der Verkauf von Verbrennern in etwa stabil bleiben soll.

Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, fordert kurzfristig zusätzliche Maßnahmen, um die Umstellung der Pkw-Flotte auf Elektroautos zu fördern. So sei eine Reform der Kfz-Steuer sinnvoll, "die im ersten Jahr der Zulassung eines Neuwagens einen Zuschlag für Pkw mit hohen CO2-Emissionen erhebt". Das würde den Anreiz erhöhen, auf E‑Autos umzusteigen.

Laut einer neuen UBA-Studie sind E‑Autos in der Gesamt-Lebenswegbilanz bereits heute um etwa 40 Prozent klimafreundlicher als Pkw mit Benzin- oder Dieselmotor.

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