In der schwedischen Kleinstadt Skellefteå soll eine gigantische Batteriezellen-Produktion aufgebaut werden. Das Projekt nennt sich Northvolt.
In der schwedischen Kleinstadt Skellefteå soll eine gigantische Batteriezellen-Produktion aufgebaut werden. Das Projekt nennt sich Northvolt. (Foto/​Montage: Tengbom/​Northvolt)

Die Kleinstadt Skellefteå in Nordschweden ist laut Wikipedia schon lange als religiöser Sammelplatz bekannt. Insofern passt der Ort – übersetzt für unsere Zeit – ganz gut für ein Großprojekt, das in Europa einzigartig ist: In Skellefteå soll eine riesige Batterie-Fabrik entstehen. Schon 2020 soll sie fertig sein und ab 2023 pro Jahr Batterien für bis zu 400.000 Elektroautos auswerfen. Vergangene Woche hat nun auch Siemens angekündigt, in Schweden einzusteigen, um die Automatisierungs- und Digitalisierungstechnik zu liefern.

Northvolt nennt sich das Großprojekt. Sein Chef Peter Carlsson ist nicht zufällig ein ehemaliger Tesla-Manager. Denn Tesla, das ähnlich wie Apple eine pseudoreligöse Aura umweht, ist das große Vorbild. Der kalifornische Elektroautobauer plant in der Wüste von Nevada zusammen mit Panasonic seine "Gigafactory".

Eine erste Anlage steht dort schon in Teilen und produziert bereits seit Januar 2017 Lithium-Ionen-Batterien, die von diesem Jahr an auch für das Model 3 zum Einsatz kommen sollen. Für eine zweite Anlage wurde nun das Areal eingeteilt. Insgesamt soll eine Kapazität von 35.000 Megawattstunden pro Jahr erreicht werden. In Schweden soll es mit 32.000 Megawattstunden fast genauso viel werden.

Dass es nun tatsächlich zum Bau der Fabrik kommen soll, ist bemerkenswert. Denn zuletzt wollten sich weder die deutschen Autobauer noch die Zulieferer wie Bosch daran beteiligen, sie verließen sich stattdessen auf die Produzenten in Asien. Derzeit werden noch fast drei Viertel der Lithium-Ionen-Batterien in China hergestellt, so eine aktuelle Untersuchung des US-Analysedienstes Bloomberg New Energy Finance. Die Produzenten kommen vor allem aus Japan und Südkorea, etwa Panasonic oder LG.

"15 Northvolt-Fabriken sind nötig"

Laut Northvolt-Chef Carlsson ist es aber viel effizienter, die Batterien für den europäischen Markt auch in Europa herzustellen, als die bis zu 600 Kilogramm schweren Akkus aus Asien nach Europa zu verschiffen. Zudem stünde Europa auf eigenen Füßen. Im Boot sind nun jedenfalls der schwedische Lkw-Bauer Scania, eine VW-Tochter, und der Energie- und Automatisierungskonzern ABB aus der Schweiz, der genau wie Siemens zehn Millionen Euro in die Fabrik investieren will.

"Wenn wir erst einmal mit einer Produktion im großen Maßstab begonnen haben, wollen wir die grünsten Lithium-Ionen-Batterien der Welt anbieten", kündigte Carlsson an. Ziel sei ein möglichst geringer CO2-Fußabdruck.

Und der Ex-Tesla-Manager denkt schon weiter: Um mittelfristig die Nachfrage in Europa zu decken, seien 15 solcher Fabriken nötig. Schon heute ist die Nachfrage größer als das Angebot. Weil die europäischen Autobauer so lange gezögert haben, haben sich die asiatischen Produzenten bereits klare Vorsprünge erkämpft.

Eine Chance für die Europäer wäre es, auf die nächste Generation von Batterien zu setzen, auch wenn diese noch erprobt werden müssen. "Die Kunst ist jetzt, dass Europa die richtige Technologie findet", sagt Wolfgang Klebsch vom Elektrotechnik-Verband VDE gegenüber Klimareporter°.

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