Blick auf Windkraftanlage im Meer bei untergehende Sonne
Auf den meisten europäischen Meeren soll sich der Wind bis zum Ende des Jahrhunderts leicht abschwächen. (Foto: KRA)

Wie werden sich in Europa die Windgeschwindigkeiten und damit die natürlichen Voraussetzungen für die Windkraft bis zum Ende dieses Jahrhunderts entwickeln? Das haben Forscher des KIT-Instituts für Meteorologie und Klimaforschung in Karlsruhe jetzt anhand regionaler Klimaprojektionen untersucht. Die räumliche Auflösung des verwendeten Klimamodells beträgt zwölf Kilometer, die zeitliche Auflösung drei Stunden. Das ermöglicht eine genauere Bestimmung der Windstromproduktion als in bisherigen Studien, wie das Institut mitteilt. Angenommen wurde eine typische heutige Windkraftanlage mit 100 Metern Nabenhöhe.

Die Forscher kamen zum Ergebnis, dass die mittlere Windstromerzeugung in Europa bis Ende des 21. Jahrhunderts um höchstens fünf Prozent zu- oder abnehmen wird, sich also nur geringfügig ändert. Für einzelne Länder sei aber "mit deutlich größeren Änderungen im Bereich bis plus/minus 20 Prozent zu rechnen", erklärt der Meteorologe Joaquim Pinto vom KIT. Außerdem könne es dabei zu starken saisonalen Schwankungen kommen.

Von stärkeren Schwankungen der Windstromerzeugung seien unter anderem große Teile von Nord-, Mittel- und Osteuropa betroffen. Die für Windräder optimalen Windgeschwindigkeiten träten dabei über den Meeren etwas seltener auf. An Land seien häufigere Schwachwindphasen mit Windgeschwindigkeiten unter drei Metern pro Sekunde zu erwarten.

In der Ägäis und der nördlichen Ostsee könnte die Windstromproduktion im Verlauf des Jahrhunderts von den Klimaänderungen profitieren, sagen die Forscher voraus. Dagegen seien für Spanien und Portugal, aber auch für Teile Deutschlands und Frankreichs Nachteile zu befürchten.

Dass die Stromerzeugung aus Windkraft in Europa künftig noch stärker schwanken wird, sehen die Forscher als große Herausforderung an. Geeignete Gegenmaßnahmen wie der dezentrale Windkraftausbau und der Ausbau eines europäischen Stromverteilnetzes könnten aber den Einfluss des Klimawandels auf die Windenergie begrenzen.

Vor einem halben Jahr hatte die FAZ in einem Beitrag über eine Studie von Forschern der University of Colorado gemutmaßt, dass der Klimawandel den Windturbinen in Europa die Kraft aus den Rotorblättern nehmen könnte. Allerdings habe die Studie, räumte das Blatt ein, für eine entsprechende Prognose keine Belege geliefert: Manche der zehn verwendeten Modelle würden zunehmende Erträge aus der Windkraft voraussagen, andere das Gegenteil.

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