Serverraum bei Nacht
Alles wird digital. Das Ziel sollte ein möglichst hoher gesellschaftlicher Nutzen sein. (Foto: Kewl/​Pixabay)

Klimareporter°: Herr Reetz, Bitcoin und die anderen Kryptowährungen schaden der Umwelt – durch den enormen Energieverbrauch und weil die Rechner schnell zu Elektroschrott werden. Sollte man sie verbieten?

Fabian Reetz: Öffentliche Blockchains wie Bitcoin können nicht so einfach verboten werden, weil sie keinerlei Rechtsform, Ansprechpartner oder Firmensitz haben. Genau diese Blockchains verursachen aber die Probleme.

Es gibt allerdings durchaus Möglichkeiten für die Politik einzugreifen. Zum Beispiel wenn es um den Einsatz der Technologie in der öffentlichen Verwaltung oder in regulierten Bereichen wie dem Finanzwesen geht.

Wenn sich Blockchains nicht an die Regularien dieser Bereiche halten, werden sie Nischenlösungen bleiben. Diesen Hebel muss die Politik erkennen.

Es gibt energiesparende Blockchain-Varianten mit deutlich geringerem Rechenaufwand. Wie können die gefördert werden? Die Bundesregierung erarbeitet ja gerade eine "nationale Blockchain-Strategie".

Portraitfoto Fabian Reetz
Foto: SNV

Zur Person

Fabian Reetz leitet den Bereich Digitale Energiewende bei der Stiftung Neue Verantwortung in Berlin. Zuvor hat er zahlreiche Projekte zu Elektromobilität und Smart Grids beim Berliner Forschungsinstitut Innoz geleitet. Reetz hat Wirtschaftsingenieurwesen mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien in Berlin und Sydney studiert.

Zunächst einmal sollte die Politik hier explizit die Unterschiede im Energieverbrauch benennen. Als Kriterium dafür kann der Konsensmechanismus bei Blockchains – der ausschlaggebende Punkt für den Energieverbrauch – genutzt werden.

Blockchains mit dem sogenannten Proof of Work als Konsensmechanismus, der die Rechner glühen lässt, sollten von staatlicher Förderung ausgeschlossen werden.

Könnte ein einzelnes Land wie Deutschland hier überhaupt etwas unternehmen?

Ja. Deutschland hat eine starke Entwickler-Szene, die auch international Gehör findet. Wenn die mit energieeffizienten Lösungen erfolgreich ist, setzt das Maßstäbe und wird nachgeahmt.

Was sollte die "nationale Blockchain-Strategie" enthalten?

Sie muss in Einklang steht mit anderen politischen Bereichen – etwa der Klimapolitik. Hier ist das Thema Energieverbrauch zentral. Und sie sollte die Weiterentwicklung der Technologie so lenken, dass diese einen möglichst hohen gesellschaftlichen Nutzen bringt. Das heißt, dass einige Blockchains wie Bitcoin, die dem nicht entsprechen, eingeschränkt werden sollten.

Das wirtschaftliche Potenzial für Deutschland liegt aber ohnehin in einer neuen Generation der Blockchain-Technologie, die deutlich energieeffizienter ist. Ihr kann mit der Strategie der Weg geebnet werden.

Am Ende sollte die Strategie allen Beteiligten – Firmen, Entwicklern, Nutzern – ein möglichst hohes Maß an Sicherheit geben, dass sie auf dem richtigen Weg sind.

In welchen Bereichen kann die Blockchain-Technologie Vorteile bringen?

Im Prinzip überall dort, wo komplexe Transaktionen oder Prozesse zwischen mehreren Beteiligten automatisiert werden sollen – vom Finanzwesen über die Energiewirtschaft bis zur Verwaltung. Aber Vorsicht: Der Einsatz von Blockchains ist kein Allheilmittel für schlecht designte Prozesse in den Unternehmen.

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