Der Boom bei der künstlichen Intelligenz (KI) kann die Fortschritte der weltweiten Energiewende gefährden, warnt die Umweltorganisation Greenpeace. Sie hatte das Öko-Institut beauftragt, die globalen Trends in diesem Sektor zu analysieren.

Ergebnis der Untersuchung: Der Stromverbrauch von KI-Rechenzentren wird gegenüber dem Basisjahr 2023 bis 2030 um das Zehnfache ansteigen: von 50 auf 550 Milliarden Kilowattstunden. Zusammen mit den übrigen Rechenzentren werden damit dann rund 1.400 Milliarden Kilowattstunden Strom für die zentrale Datenverarbeitung eingesetzt.

 

Damit verbunden ist ein Anstieg der Treibhausgas-Emissionen von Rechenzentren von 212 Millionen auf 355 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent im Jahr 2030, und zwar trotz des fortschreitenden Ausbaus von erneuerbaren Energien zur Stromproduktion.

KI-Nutzungen wurden bisher vor allem in den USA entwickelt, zuletzt hat auch China hier Erfolge zu vermelden, und Europa versucht, Anschluss zu bekommen. Die großen Tech-Unternehmen Google, Amazon, Microsoft und Meta, die zunehmend, mit KI arbeiten, haben sich zwar zur Klimaneutralität bis 2030 verpflichtet, doch es wachsen wegen des KI-Booms Zweifel, ob sie das Versprechen einhalten können.

"Ohne entsprechenden Ausbau der Erneuerbaren droht durch den hohen Energieverbrauch eine längere Abhängigkeit von fossilen Energien", sagt Jonathan Niesel, Greenpeace-Experte für künstliche Intelligenz, "das sabotiert die Einhaltung der Klimaziele." Greenpeace fordert, dass KI‑Unternehmen einen Beitrag zum Ausbau erneuerbarer Energien entsprechend ihrem Wachstum leisten.

"Erster umfassender Überblick über Umweltwirkung von KI"

Für die Analyse, die auch auf Englisch vorliegt, hat das Öko-Institut mehr als 95 internationale Studien ausgewertet. Damit gebe es erstmals einen umfassenden Überblick über die Umweltauswirkungen von KI.

Dabei betrachtete das Institut neben Energieverbrauch und CO2-Ausstoß auch den Wasserverbrauch zur Kühlung von Rechenzentren sowie die Produktion von Elektroschrott.

Der Wasserverbrauch wird sich danach weltweit von 2023 bis 2030 vervierfachen, von 175 Milliarden auf 664 Milliarden Liter, wobei KI-Rechenzentren doppelt so viel Wasser wie konventionelle verbrauchten.

Zudem sagt der Report voraus, dass bis 2030 bis zu fünf Millionen Tonnen zusätzlicher Elektroschrott durch den turnusmäßigen Austausch der Server entstehen können.

 

Greenpeace fordert eine Pflicht für KI-Systeme, den Verbrauch von Energie, Wasser und Rohstoffen transparent zu machen, um die Umweltauswirkungen von KI begrenzen zu können. Auch für Rechenzentren und KI-Anwendungen müssten Effizienzstandards gelten und mit entsprechenden Labels erkennbar sein.

Zudem fordert die Organisation, Rechenzentren in Strom- und Wärmenetze zu integrieren, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Atomkraft für den KI-Strombedarf auszubauen, sei keine nachhaltige Option. Das bezieht sich auf die Ankündigungen von US-Unternehmen wie Microsoft und Open AI, Atomstrom für ihre Rechenzentren nutzen zu wollen.

Generell sieht Greenpeace-Experte Niesel in künstlicher Intelligenz auch gesellschaftliche Chancen, die genutzt werden sollten. KI könne ein wertvolles Werkzeug für den Klimaschutz sein, aber nur, "wenn sie selbst klimafreundlich betrieben wird".