Ineinandergesteckte neue Trinkbecher in mehreren Farben aus angeblich biologisch abbaubarem Plastik.
"Bioplastik" ist nicht bio – und meist auch nicht öko. (Foto: Michele D'Ottavio/​Shutterstock)

Es wirkt, wenn irgendwo "bio" draufsteht. Ob Tomaten, Waschmittel oder Baumwolle. Umweltbewusste Verbraucher greifen gerne zu, auch wenn es teurer ist. Und meistens fahren sie gut dabei. Die Erwartung, etwas für Umwelt, Klima und nicht zuletzt für die eigene Gesundheit zu tun, wird erfüllt. Das gute Gewissen gibt es gratis dazu.

Bei "Bio-Plastik" ist die Sache leider komplizierter, was eine neue Studie jetzt untermauert. Darin geht es um die Chemikalien, die sich in dem Material finden, das etwa für "Öko"-Plastiktüten oder -Joghurtbecher genutzt wird.

Die Untersuchung zeigt, dass der "grüne" Kunststoff nicht automatisch die umweltfreundliche Alternative zu konventionellem Plastik aus Erdöl ist, wie viele glauben.

Bio-Kunststoffe werden meist aus erneuerbaren Rohstoffen wie Mais, Zuckerrohr oder Zellulose gewonnen. Aber auch Kunststoff aus Erdöl darf "Bioplastik" genannt werden, wenn er nach dem Gebrauch kompostiert werden kann.

Ein Vorteil der biobasierten Kunststoffe ist, dass für sie kein Erdöl verbraucht wird – Herstellung und Entsorgung sparen CO2. Der Anbau der Rohstoffe ist aber aufwändig und energieintensiv. Stammen sie aus industrieller Landwirtschaft, kommt die Belastung mit Pestiziden hinzu. Das Umweltbundesamt urteilt deswegen: Bioplastik sei "noch längst nicht umweltfreundlicher als herkömmliche Kunststoffe".

Doch auch die Hoffnung trügt, Bio-Plastik sei wenigstens in Bezug auf seine chemische Zusammensetzung weniger bedenklich. Ein Team um Lisa Zimmermann vom Institut für Sozial-Ökologische Forschung (ISOE) in Frankfurt am Main hat mit zwei Partnereinrichtungen die aufwändige Laborstudie dazu gemacht.

"Nicht nachvollziehbar"

Untersucht wurden unter anderem Einweggeschirr, Trinkflaschen, Schokoladenverpackungen und Weinkorken.

Ergebnis: Drei Viertel der untersuchten Produkte erhielten schädliche Chemikalien, die in den Laborversuchen giftig auf Zellen wirken oder hormonähnliche Effekte hervorrufen – genauso viel wie bei herkömmlichem Plastik. Die Forscher fanden insgesamt 1.400 Chemikalien, von denen sie nur 260 kannten.

Ein ernüchterndes Resultat. "Bio" ist hier also nicht automatisch öko. Forschungsgruppenleiterin Carolin Völker vom ISOE warnt: "Für Verbraucher:innen ist nicht nachvollziehbar, ob sie im Alltag mit bedenklichen Chemikalien in Berührung kommen – egal ob konventionell oder 'bio'".

Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Fazit: Plastik, ob aus Erdöl oder aus nachwachsenden Rohstoffen, darf nur mit unbedenklichen Substanzen produziert werden. Potenziell krankmachende Stoffe haben darin nichts zu suchen.

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