Erstmals ist der Anteil der Erneuerbaren am deutschen Strommix auf über 40 Prozent gestiegen – ein neuer Rekord. Das ist das Ergebnis der Jahresauswertung für 2018, die das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg nun in einer überarbeiteten Version für die Nettostromerzeugung in Deutschland vorgelegt hat.
Demnach stieg der Anteil von Ökostrom auf 40,4 Prozent. Das ist ein Plus von 4,3 Prozent beziehungsweise zwei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr.
Den größten Zuwachs verzeichnete die Solarenergie. Sie legte um 16 Prozent zu, gefolgt von der Windenergie, die um 5,4 Prozent wuchs (siehe Grafiken).
Die konventionellen Energieträger Kohle, Gas und Atomkraft nahmen dagegen ab. Dasselbe gilt auch für die Wasserkraft, die wegen der anhaltenden Trockenheit des Hitzesommers 2018 einen starken Rückgang zu verzeichnen hatte (siehe Grafiken).
Braunkohle auf Platz eins
Die Zahlen der ISE-Jahresauswertung beziehen sich auf die Nettostromerzeugung, das heißt auf den Strom, der in die öffentlichen Netze eingespeist wird – also auf den Strommix, "der tatsächlich aus der Steckdose kommt", wie die Wissenschaftler schreiben. Der Strom, der in Kraftwerken für den Eigenverbrauch erzeugt wird, ist hingegen nicht berücksichtigt.
Nimmt man alles zusammen und betrachtet die Bruttostromerzeugung, so wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW es kürzlich tat, kommt man auf einen Ökostromanteil von lediglich 35 Prozent – womit noch einmal deutlich wird, dass konventionelle Kraftwerke selber Großverbraucher von Strom sind.
Trotz der beeindruckenden Zahl von über 40 Prozent Ökostrom-Anteil offenbart die Jahresauswertung des Fraunhofer ISE auch einige Schattenseiten in der deutschen Strombilanz 2018. Nach wie vor ist die Braunkohle auf Platz eins bei der Stromerzeugung, noch vor der Windkraft.
Braunkohlekraftwerke produzierten 131 Milliarden Kilowattstunden netto. Das ist zwar ein Rückgang, jedoch bloß um 2,7 Milliarden Kilowattstunden beziehungsweise zwei Prozent.
Zu wenig Sonne im Mix
Die etwas weniger klimaschädlichen fossilen Energieträger verzeichneten dagegen größere Einbußen. Die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken sank um sieben Prozent (minus sechs Milliarden Kilowattstunden auf 76 Milliarden Kilowattstunden).
Gaskraftwerke produzierten sogar 18,5 Prozent weniger (minus neun Milliarden Kilowattstunden auf nur noch 40 Milliarden Kilowattstunden).
Allerdings erzeugten Gaskraftwerke im Bergbau und im verarbeitenden Gewerbe zusätzlich 20 bis 25 Milliarden Kilowattstunden für den industriellen Eigenbedarf.
Windkraft als zweitstärkte Energiequelle erzeugte 111 Milliarden Kilowattstunden. Photovoltaikanlagen kamen auf 46 Milliarden Kilowattstunden – ein Plus von 16 Prozent.
Der Grund für diesen besonders starken Anstieg bei der Solarenergie war jedoch kein ungewöhnlich starker Zubau, sondern der überdurchschnittlich sonnenreiche Sommer.
Insgesamt, so konstatieren die Forscher, ist die installierte Solarleistung in Deutschland zu gering. "Trotz hoher Einstrahlungswerte im Sommer war die Solarstromerzeugung zu klein, um den Einbruch beim Wind zu kompensieren", heißt es in dem Papier. Im Verhältnis zur installierten Windleistung fehlen demnach 16.000 Megawatt Solarleistung für einen optimalen Mix aus Windkraft und Photovoltaik.