Blick über Baumwipfel des Hambacher Forst auf den näherrückenden Tagebau des RWE-Konzerns
Viele Kohlegegner gelangten heute in den Hambacher Forst – ob das nun ein Waldspaziergang war oder nicht. (Foto: Johannes Fasolt/​Wikimedia Commons)

Die Demonstrationen im und um den Hambacher Forst gehen weiter. Heute haben Tausende Menschen gegen Räumung und Rodung des Waldes und für einen Kohleausstieg demonstriert. Das Bündnis Buirer für Buir, das zu der Veranstaltung aufgerufen hatte, geht von 7.000 bis 7.500 Teilnehmern aus. Die Polizei hat nach eigenen Angaben keine Zählungen durchgeführt. Auch Spitzenpolitiker der Grünen nahmen teil.

"Es war für die Menschen ermutigend, dass sie in den Wald durften", sagt Antje Grothus von Buirer für Buir auf Nachfrage von Klimareporter°. "Viele kommen wegen des Waldes, viele üben aber auch Kritik an der Politik der Landesregierung", so Grothus.

Im Vorfeld der Veranstaltung hatte es einige Planänderungen gegeben. Ursprünglich sollte der "Waldspaziergang", wie seit 2014 üblich, in den Hambacher Forst führen. Das hatte die Polizei allerdings nicht erlaubt. Medienberichten zufolge hatte das Verwaltungsgericht Aachen am Samstagabend das Verbot der Polizei bestätigt.

Die Demonstration führte dann nur zu einer Stelle nahe dem Wald, wo es eine Kundgebung gab. Nach Angaben von Antje Grothus wurden die Menschen zunächst in Fünfergruppen in den Wald gelassen. Irgendwann habe ein Polizist die Menschen aufgefordert, die Kontrolle doch einfach zu umgehen, berichtet Grothus. So seien Hunderte oder Tausende Menschen in den Wald gelangt.

"Einen Waldspaziergang hat es nicht gegeben", sagt hingegen eine Sprecherin der Polizei Aachen. Die genehmigte Standkundgebung sei um 13 Uhr beendet gewesen, danach seien einige Menschen in den Wald eingedrungen. "Es wurde begonnen, Barrikaden zu errichten", so die Sprecherin. Derzeit laufe noch deren Räumung rund um das Baumhausdorf "Beechtown".

Am Vormittag hatte eine ausgefallene S-Bahn für Ärger gesorgt. Die S-Bahn, die um 10:40 Uhr von Köln aus in Richtung Buir fahren sollte, war nach Bahn-Angaben krankheitsbedingt ausgefallen. "Dass die S-Bahn wegen Krankheit ausgefallen sein soll, ist erstaunlich, zumal wir am Vortag noch mehr oder längere S-Bahnen gefordert hatten", so Grothus. "Man versucht, den Menschen hier ihr Demonstrationsrecht zu nehmen", so ihr Vorwurf.

Währenddessen zeichnet sich ab, dass RWE und die Polizei es künftig schwerer haben dürften, an Hebebühnen zu kommen. Nachdem am Mittwoch und Donnerstag die Hebebühnen-Verleiher Gerken und Cramer ihre Geräte aus dem Hambacher Forst zurückgezogen haben, sollen jetzt nur noch Bühnen des niederländischen Großverleihers Boels in nennenswerter Zahl im Wald sein. Zusätzlich hatte die Firma Hundrup bereits vor einer Woche ihre Hebebühnen abgezogen, wie jetzt bekannt wurde.

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