Verdi-Chef Frank Bsirske will die rund zwei Millionen Mitglieder seiner Gewerkschaft dazu aufrufen, am 20. September mit "Fridays for Future" zu demonstrieren. Die Schulstreik-Bewegung hat für den Tag zum "Generalstreik" aufgerufen, an dem weltweit alle teilnehmen sollen, nicht nur junge Menschen.
"Es geht darum, Flagge zu zeigen – wir brauchen ein deutlich konsequenteres Handeln der Politik beim Klimaschutz", sagte Bsirske der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
Wirklich streiken, also ohne Einverständnis des Arbeitgebers nicht zur Arbeit erscheinen, sollen die Gewerkschafter aber laut Bsirskes Aufruf nicht. "Es wird auch nicht jeder seine Arbeit unterbrechen können", sagte der Gewerkschaftschef. "Aber wer kann, sollte ausstempeln und mitmachen." Er selbst werde hingehen, kündigte er an.
Während kollektive Arbeitsniederlegungen im Sinne klassischer Arbeitskämpfe den Angestellten in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst erlaubt sind, sieht es beim Demonstrieren für politische Ziele innerhalb der Arbeitszeit anders aus.
Die deutschen Gewerkschaften zeigen sich oft zwiegespalten, wenn es um konkrete Klimaschutz-Vorgaben geht, und argumentieren mit den Arbeitsplätzen in der Kohle- und Autoindustrie. Verdi als Dienstleistungsgewerkschaft hat sich schon häufig progressiver positioniert als etwa die Bergbaugewerkschaft IG BCE oder die IG Metall. Im vergangenen Jahr plädierte Verdi für einen Rodungsstopp im Hambacher Forst, als ein Reststück des Waldes dem Braunkohletagebau Hambach weichen sollte.
Bei "Fridays for Future" kommt die Unterstützung gut an. Einen "unendlich wichtigen Schritt" nannte die bekannte Aktivistin Luisa Neubauer Bsirskes Aufruf auf Twitter. "Es ist großartig zu sehen, dass Verdi im Gegensatz zu vielen politischen Akteuren die Dringlichkeit von echten Maßnahmen versteht und am 20. September beim Klimastreik dabei ist."