Trockenes Feld mit jungen Maispflanzen
Trockenes Feld mit jungen Maispflanzen. (Foto: Couleur/​Pixabay)

Der Regen der vergangenen Tage hat nur wenig Linderung gebracht. Auch wenn für die meisten Pflanzen nach wie vor genügend Wasser verfügbar ist, blieben die Oberböden vergleichsweise trocken.

Vor allem der Blick auf die Gesamtböden offenbart Defizite. In weiten Teilen Deutschlands, vor allem im Süden und im Südosten, sind tiefere Bodenschichten extrem trocken. Die jüngsten Niederschläge konnten das nicht ausgleichen.

"Ein signifikanter Effekt ist bei fünf Millimetern Tagesniederschlag, wie wir ihn jetzt den letzten Tagen hatten, in Wäldern nicht zu sehen", sagt der Klimawissenschaftler Andreas Marx vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig.

Das Niederschlagswasser erreicht kaum den Boden, es benetzt zwar die Bäume, aber verdunstet dann auch wieder, sodass nur sehr wenig Wasser am Waldboden ankommt, wie Marx erläutert. "In der Landwirtschaft hat der Niederschlag aber sicherlich geholfen."

Noch halten sich Meteorolog:innen mit Vorhersagen zu den Niederschlägen des bevorstehenden Sommers zurück. Im vergangenen Dezember hatte die britische Wetterbehörde Met Office eine weltweite Prognose veröffentlicht, wonach 2020 wieder sehr warm werden und die Reihe heißer Jahre fortsetzen könnte, in denen es im Schnitt mehr als ein Grad wärmer als in vorindustrieller Zeit wurde.

Laut der britischen Prognose wird die globale Durchschnittstemperatur dieses Jahres zwischen 0,99 und 1,23 Grad Celsius über dem vorindustriellen Durchschnittszeitraum von 1850 bis 1900 liegen. 2020 könnte damit unter die fünf heißesten Jahre seit Beginn der Messungen fallen. Grahame Madge vom Met Office nannte dies "ziemlich erschütternd", weil es keine Anzeichen gebe, dass die Reihe unterbrochen wird.

Erträge vieler Kulturpflanzen lassen sich nicht mehr steigern

Folgen mehrere trockene Jahre in kurzen Abständen aufeinander, erhöht das den Stress auf die Ökosysteme. Henrik Hartmann vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena warnt vor einem "kumulativen Effekt" mehrerer aufeinanderfolgender Dürrejahre: "Wenn es mehrere Extremereignisse gibt – und wir können sagen, dass die letzten zwei Sommer klimatologisch Extremereignisse waren –, dann kommen die Bäume dementsprechend an ihre Grenzen."

Der jüngste Waldzustandsbericht zeige, dass die Schädigung der Bäume zunehme, so Hartmann. Jetzt sei ein vergleichbares Niveau wie Mitte der 1980er Jahre erreicht. Damals hatte das "Waldsterben" Bevölkerung und Politik aufgeschreckt. "Weil der Waldzustandsbericht immer nur eine Art Schnappschuss ist, denke ich, dass dieser Zustandsbericht im Vergleich zu der eigentlichen Situation noch relativ milde ist", sagt der Forscher.

"Gerade jetzt ist der Wasserbedarf eigentlich am größten, weil die Bäume ausschlagen und damit beginnen, das Wasser zu fördern und zu wachsen." Das Wasser werde für Fotosynthese und Zellwachstum benötigt, erläutert Hartmann.

Doch auch in der Landwirtschaft macht sich der Wassermangel bemerkbar. Die Erträge vieler Kulturpflanzen stagnieren trotz weiterer Züchtungserfolge.

"Die Ertragspotenziale unserer Sorten steigen weiter an, aber das kommt einfach nicht in der Praxis in der breiten Fläche an, weil auf vielen Standorten das Wasser zunehmend zum begrenzenden Faktor wird", sagt Henning Kage, der das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Uni Kiel leitet. Die Frühsommertrockenheit betreffe vor allem Wintergetreidearten. 

Grüne: Tierbestände müssen sinken

Klimaforscher:innen gehen davon aus, dass Dürren durch den Klimawandel häufiger eintreten und länger dauern werden. In Ländern wie Deutschland lassen sich die Auswirkungen durch Anpassungsmaßnahmen eindämmen – durch Bewässerung, Anbau klimaresistenter Sorten, Einsatz von Zwischenfrüchten, Mulch als Verdunstungsschutz oder Umbau zu Mischwäldern

Auch die Ökosysteme könnten mehr gestärkt werden. Während die vergangenen trockenen Jahre den hiesigen Wäldern erheblich zusetzten, reagierten naturbelassene Wälder – wie sie noch in Osteuropa vor allem in den Karpaten vorkommen – besser auf die Hitze. 

Wie Land- und Forstwirtschaft vor Dürren geschützt werden können, war in dieser Woche Thema im Bundestag. Am Donnerstag  diskutierten die Abgeordneten über einen Antrag der Grünen, in dem ein Umbau der Land- und Forstwirtschaft gefordert wird.
 
Dabei soll die Landwirtschaft gleichzeitig klimaverträglicher, ökologischer und tierfreundlicher werden. Die Tierbestände sollen sinken. Der Anteil der Öko-Landwirtschaft soll mit Förderprogrammen bis 2030 auf mindestens 30 Prozent gesteigert werden.
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