Die Kosten für Batterien sind in den letzten zehn Jahren um 90 Prozent gefallen. Möglich gemacht hat das die Lernkurve: Mit jeder Verdopplung der Zahl der jemals hergestellten Batterien fallen die Kosten um einen bestimmten Prozentsatz, weil die Produktion durch Erfahrung immer effizienter wird.
Dieser Effekt wurde lange unterschätzt, weswegen die Kosten für Klimaschutz überschätzt wurden.
Viele Technologien sind aber noch ganz am Anfang ihrer Lernkurve. Das gilt etwa für grünen Stahl, der mithilfe von Wasserstoff statt mit Kokskohle hergestellt wird.
Wenn es gelingen würde, den Anteil von grünem Stahl schnell zu erhöhen, dann ließen sich die Kosten ebenso schnell senken. Das ist die Logik hinter fünf Sektorinitiativen, die am Dienstag auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow vorgestellt wurden.
Boris Johnson, britischer Premier und Gastgeber, sagte dazu: "Indem wir saubere Technologien zur günstigsten Wahl machen, zur Standardlösung in den derzeit umweltschädlichsten Sektoren, können wir die Emissionen auf der ganzen Welt senken."
Zunächst wurde für die Sektoren Stromerzeugung, Straßenverkehr, Wasserstoff, Stahl und Landwirtschaft jeweils eine "Breakthrough Initiative" gestartet. Breakthrough ist englisch für Durchbruch.
Mitglieder der Initiativen sind mehr als 40 Staaten rund um die Welt, darunter die EU, die USA, China und Indien. Insgesamt decken diese Länder rund drei Viertel der globalen Wirtschaftsleistung ab. Mitglieder sind aber auch Firmen aus den jeweiligen Branchen. Das können sowohl Hersteller als auch Einkäufer sein.
"Märkte gestalten"
Im Stahlbereich haben etwa 25 internationale Großkonzerne einen "Käufer-Klub" gebildet. Dieser garantiert den Stahlherstellern, dass sie ihren grünen Stahl auch tatsächlich verkaufen können, selbst wenn er anfangs teurer ist als herkömmlicher Stahl.
Ergänzt wird dies durch eine Regierungsmaßnahme: Die EU und die USA haben beim G20-Gipfel am Wochenende in Rom bekannt gegeben, dass sie ihre Zölle auf grünen Stahl abschaffen.
Für Nigel Topping vom britischen Team der Konferenzpräsidentschaft ist dieses Modell gar die eigentliche Aufgabe künftiger Klimakonferenzen: "Genau darum geht es bei der Zukunft der UN-Klimakonferenzen: eine Ambitionsschleife in Gang zu bringen zwischen politischer Führung und der Dynamik des Privatsektors."
COP 26 in Glasgow
Nach 25 UN-Konferenzen gibt es noch immer keine Lösung für die Klimakrise, aber wenigstens das Pariser Klimaabkommen. Wie gut es funktioniert, wird sich beim 26. Gipfel in Glasgow zeigen. Ein Team von Klimareporter° ist vor Ort in Schottland und berichtet mehrmals täglich.
Ähnlich sieht das Nick Mabey vom britischen Umwelt-Thinktank E3G, der über die Initiativen sagte, diese brächten "den Klimawandel aus den Verhandlungsräumen in die reale Wirtschaft".
Wie wichtig das ist, zeigt eine Studie, die parallel zu den Initiativen veröffentlicht wurde. "Staatliche Maßnahmen zur Gestaltung von Märkten für saubere Technologien sind der Schlüssel, um den raschen Wandel voranzutreiben, der notwendig ist, um die Ziele des Paris-Abkommens zu erreichen."
Oder anders: Der Markt allein wird's nicht richten und "die Verwirklichung der 'Netto-Null' erfordert ein ausgefeilteres wirtschaftliches Verständnis von Innovation und Übergang".