Naturschützer protestieren gegen einen Vortrag des indischen Finanzministers Arun Jaitley an der Universität Melbourne mit großen Korallenriff-Fotos und einem bunten Transparent:
Umweltschützer protestieren bei einem Besuch des indischen Finanzministers in Australien gegen das Carmichael-Projekt. (Foto: John Englart/​Wikimedia Commons)

24 Stunden vor Fristablauf hat der Investor Adani der Regierung des australischen Bundesstaates Queensland einen neuen Grundwasser-Managementplan für sein gigantisches Kohleprojekt Carmichael vorgelegt. Der Vorschlag wurde am gestrigen Donnerstag gebilligt.

Damit nimmt Adani – ein Konglomerat im Besitz des indischen Milliardärs Gautam Adani – die letzte Hürde, um nach jahrelanger Lobbyarbeit mit dem Aufschluss der "Carmichael coalmine" im Nordosten des Landes zu beginnen. Das seit 2014 verfolgte Projekt könnte sich künftig zur größten Steinkohleförderung der Welt entwickeln. Der fossile Brennstoff soll sowohl über als auch unter Tage abgebaut werden.

Die Grube werde nun in den nächsten zwei Jahren aufgeschlossen, kündigte der Vorstandschef von Adani Australia, Lucas Dow, in einem Interview mit der indischen Zeitung Economic Times an. Hinzu komme der Bau einer 200 Kilometer langen Bahnverbindung zu den Küstenhäfen.

Geplant ist, zunächst zehn Millionen Tonnen Kohle jährlich zu verschiffen – nach Angaben von Dow zunächst vor allem zur Versorgung der Adani-Gruppe in Indien selbst. Später soll die Förderung auf 27 Millionen Tonnen jährlich steigen, maximal sollen sogar 60 Millionen Tonnen möglich sein. Zum Vergleich: Deutschland importierte zuletzt knapp 40 Millionen Tonnen Steinkohle jährlich.

Den Neuaufschluss der Mine rechtfertigt der Adani-Chef damit, dass das Unternehmen zwar auch in erneuerbare Energien investiere, der Kohlestrom in Indien aber zur Absicherung der Grundlastversorgung gebraucht werde. Zudem wird Carmichael nach seinen Worten eine der "qualitativ hochwertigsten" Kohlen der Welt liefern, die sonst angeblich durch Kohle von "niedriger Qualität" mit höheren CO2-Emissionen ersetzt würde.

"Der Kampf gegen Carmichael ist noch lange nicht vorbei"

Gegen das umwelt- wie klimapolitisch verheerende Projekt gibt es in Australien seit Jahren erheblichen Widerstand. Die Stop Adani Alliance hat vorgerechnet, dass die Kohle aus der Mega-Mine bei vollem Ausbau jedes Jahr viermal so viel CO2-Emissionen verursachen würde wie Australien selbst.

Greenpeace Australien kritisiert nun die Regierung von Queensland dafür, dass sie die Wassergenehmigung erteilt hat – trotz einer vernichtenden Einschätzung führender australischer Wasserexperten. Das Adani-Projekt könne dazu führen, dass die vorhandenen Quellen nicht mehr dauerhaft Wasser liefern und die umliegenden Feuchtgebiete zerstört werden, hatten die Wissenschaftler gewarnt.

Die Dürren würden durch den Klimawandel ohnehin bereits intensiver, argumentieren die Umweltschützer. "Die Zustimmung der Regierung von Queensland ist ein Schlag gegen den gesunden Menschenverstand", erklärte Greenpeace. Wer diesem Grundwassermanagement grünes Licht gebe, legitimiere den Wahnsinn.

Olivia Hill von der Australian Youth Climate Coalition warnte: Wenn Adani glaube, nun mit dem Projekt ohne weiteren Widerstand beginnen können, habe sich der Konzern getäuscht. Die Bewegung, die Carmichael in den letzten Jahren blockiert hatte, werde ihre Ziele nicht aufgeben.

Die australischen Grünen nannten die Entscheidung der Regierung "zutiefst enttäuschend" für alle, die die Gefahren des Klimawandels kennen. Der Kampf gegen den Bau dieser Mine sei "noch lange nicht vorbei", zitiert die britische Zeitung The Guardian die Partei.

Die Australian Marine Conservation Society beklagte die Gefährdung von Millionen Korallen und Meerestieren am Great Barrier Reef, weil sämtliche Schiffstransporte mit der Kohle durch das Gebiet der Korallenriffe gingen.

Anzeige