Die Erde vom Weltall aus gesehen.
Reicht der Menschheit, zumindest den Vielverbrauchern, nicht mehr aus: Die Erde, hier vom Weltall aus gesehen. (Foto: NASA)

Zuerst die gute Nachricht: Noch immer liegt der sogenannte Erdüberlastungstag in der zweiten Jahreshälfte – jener Tag, an dem die Menschheit sämtliche natürlichen und regenerierbaren Ressourcen verbraucht hat, die die Erde in diesem Jahr zur Verfügung stellt. Die schlechte Nachricht aber ist: In diesem Jahr liegt er so früh wie nie.

Ab dem heutigen 1. August lebt die Menschheit also über ihre Verhältnisse. Berechnet wird das Datum von der US-Organisation "Global Footprint Network", die dafür den sogenannten ökologischen Fußabdruck verwendet. Laut der Organisation bräuchte die Menschheit 1,7 Erden, um ihren Bedarf an Ressourcen zu decken und ihren Abfall zu entsorgen.

Dieser Fußabdruck wird berechnet, indem der Bedarf an Ressourcen, den die Menschheit oder ein einzelnes Land braucht, mit der Fläche verglichen wird, die dafür zur Verfügung steht. Dabei geht mit ein, wie viele pflanzliche und tierische Lebensmittel oder Materialien wie Holz die Menschen benötigen. Auch die Fläche, die den anfallenden Abfall aufnimmt, oder der Wald, der ausgestoßenes Kohlendioxid aufnehmen kann, werden einberechnet.

CO2-Ausstoß wächst am schnellsten

Wenn die Erde nun einen ökologischen Fußabdruck hat, den die natürlichen Ressourcen nicht mehr ausgleichen können, entsteht ein Defizit. Und genau das ist seit den 1970er Jahren der Fall. Seitdem schiebt sich der Erdüberlastungstag immer weiter nach vorne. Lag er damals noch Ende Dezember – die Ressourcen der Erde hätten also noch fast für den Verbrauch aller Menschen gereicht – findet er seitdem jedes Jahr ein bisschen früher statt. So früh wie in diesem Jahr lag er global gesehen aber noch nie. 2017 war er am 2. August, also einen Tag später als in diesem Jahr.

Der am schnellsten wachsende Anteil des ökologischen Fußabdrucks ist der CO2-Ausstoß. "Der Carbon Footprint macht heute 60 Prozent des ganzen Fußabdrucks der Menschheit aus", heißt es auf der Seite der Initiative.

Für Deutschland ist der Anteil der Klimagase am Fußabdruck sogar noch größer: Er liegt bei 64 Prozent. "In Deutschland ist der CO2-Ausstoß das größte Problem", sagt Julia Otten, Referentin für zukunftsfähiges Wirtschaften bei der Entwicklungsorganisation Germanwatch. "Das liegt vor allem an den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr. Der Erdüberlastungstag ist ein weiteres Signal dafür, dass wir umsteuern müssen."

"Wir können das nicht den Verbrauchern überlassen"

Berechnet man den Tag allein für Deutschland, liegt er zudem schon viel früher im Jahr. Dieses Jahr fiel er auf den 2. Mai. Wenn also alle Menschen auf der Welt so leben würden wie die Deutschen im Durchschnitt, wären nach rund einem Drittel des Jahres schon alle Ressourcen fürs ganze Jahr verbraucht.

Germanwatch fordert bei einer Aktion am Brandenburger Tor heute zusammen mit anderen Organisationen wie der BUND-Jugend und der Naturschutzjugend die Bundesregierung und die deutschen Unternehmen auf, mehr für den Klima- und Umweltschutz zu tun.

"Für uns ist der Tag ein Signal dafür, zu sagen: Wir können das nicht allein den Verbrauchern überlassen. Wir brauchen politische Lösungen", sagt Otten. "Es braucht den Kohleausstieg und die Verkehrswende."

Die Initiatoren des Erdüberlastungstags sind sich sicher, dass man den Trend umkehren kann. Sie rechnen vor, dass die Menschheit im Jahr 2050 wieder innerhalb der Kapazitäten der Erde leben würde, wenn sie den Tag jedes Jahr um viereinhalb Tage in die Zukunft schieben würde.

Wirksamste Klimaschutz-Maßnahmen aufgelistet

"Innerhalb des Ressourcenbudgets unseres Planeten zu leben ist nicht nur technologisch machbar, sondern auch finanziell von Vorteil", sagt Mathis Wackernagel, Leiter von Global Footprint Network und Entwickler des ökologischen Fußabdrucks. Die Organisation hat errechnet, dass man das Datum um elf Tage nach hinten schieben könnte, würde man die Nahrungsmittelabfälle weltweit halbieren. Den globalen CO2-Ausstoß zu halbieren ergäbe einen Aufschub von 93 Tagen.

Die Forschungsorganisation weist außerdem auf ein Projekt hin, das sich nichts weniger zum Ziel gesetzt hat, als das Klima zu retten. Das Besondere: Das Drawdown Project weist die wirksamsten Maßnahmen zum Klimaschutz aus und beziffert genau, wie viel sie einbringen. Die wirksamste Maßnahme ist dabei, auf klimaschädliche Kühlmittel zu verzichten, die als Ersatz für die ozonschädlichen FCKW verwendet werden. Damit könnten 90 Milliarden Tonnen CO2 bis 2050 eingespart werden. Hier gibt es eine gute Nachricht: Im Rahmen des Montreal-Protokolls zum Schutz der Ozonschicht werden seit letztem Jahr die klimaschädlichen Stoffe nach und nach abgeschafft.

An zweiter Stelle der Auflistung kommt die Windkraft an Land. Überraschend effektiv ist auch eine Kombination von zwei Maßnahmen, die viele an dieser Stelle nicht erwarten: Zugang zu Verhütungsmitteln und Bildung für Mädchen. Je länger Mädchen in die Schule gehen, desto später heiraten sie und desto weniger Kinder bekommen sie. Die Kombination der beiden Maßnahmen könnte bis 2050 rund 120 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen einsparen.