China ist die globale Werkbank. Sein Exportmotor läuft auf Hochtouren – dank kräftiger Nachfrage nach vielen in der Coronakrise benötigten Gütern.
Schutzmasken "Made in China" sind der Renner, aber auch Elektronikprodukte für das Arbeiten von Zuhause aus sowie Kühlschränke, Toaster und Mikrowellenherde. Genauso boomt der Stahlexport.
Und unter hiesigen Weihnachtsbäumen dürften auch wieder Unmengen an Spielsachen und anderen Produkten aus China gelandet sein.
Waren aus China haben oft einen großen CO2-Fußabdruck. Grund: Die Energie, mit der sie hergestellt werden, wird hauptsächlich mit Kohle produziert.
Doch ist es korrekt, die Emissionen für die Exportwaren komplett den Chinesen zuzurechnen, obwohl sie anderswo genutzt werden? Bisher macht man das in den nationalen CO2-Bilanzen so. Das ist offensichtlich ungerecht.
Rechnet man die Emissionen für die exportierten Güter komplett heraus, bleibt China mit seinen 1,4 Milliarden Einwohnern zwar weiterhin mit Abstand globaler CO2-Einheizer Nummer eins, doch die Bilanz fällt deutlich besser aus. Die der Europäer oder Nordamerikaner hingegen verschlechtert sich.
Fragt sich nur, ob denn nun diese Zurechnung so ganz korrekt ist. Denn: Die Verantwortung des Herstellerlandes wird dabei unterschlagen. Und die ist, bei Lichte besehen, nicht unerheblich.
So profitiert das Land nicht nur ökonomisch vom Verkauf der Produkte, es ist letztlich auch für die Größe des jeweiligen CO2-Fußabdrucks verantwortlich. Es macht einen Unterschied, ob etwa eine Tonne Stahl in einer ineffizienten chinesischen Hütte oder hierzulande produziert wird.
Ein Forschungsteam hat nun den Versuch gemacht, den CO2-Fußabdruck international gehandelter Produkte gerecht auf beide Seiten zu verteilen. Um das zu beziffern, nutzte es die von der EU-Kommission finanzierte Datenbank WIOD zum Welthandel, die auch die CO2-Intensität der Warenströme zeigt.
Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.
Ergebnis: Im Fall China ergibt sich eine Korrektur des Jahres-CO2-Ausstoßes nach unten um sieben Prozent oder 736 Millionen Tonnen.
Die EU hingegen verzeichnet ein Plus von sieben Prozent oder 239 Millionen Tonnen, bei den USA sind es acht Prozent oder 436 Millionen Tonnen zusätzlich.
Das heißt: Die Verantwortlichkeiten ändern sich nicht völlig, aber doch merklich. Eine Chance, um die einschlägigen Debatten in den UN-Klimaverhandlungen und den Streit über Klimazölle zu versachlichen.