Effizient und klimafreundlich bauen: Eine Wohnanlage in Duisburg aus den 1970er Jahren wird mit holzbasierten Dämmstoffen verkleidet. (Bild: Energieagentur NRW/​Flickr)

Die energetische Sanierung von älteren Wohngebäuden ist nicht nur aus Klimaschutz-Sicht dringend notwendig. Sie ist auch wichtig, um Menschen, die Wohnungen besitzen oder mieten, vor tendenziell steigenden Energiekosten und CO2-Preisen zu schützen.

Aktuell jedoch hat die Sanierungsrate ein Rekordtief erreicht. Zudem führt die von den Mieterinnen und Mietern zu zahlende Modernisierungsumlage sogar zu steigenden Warmmieten, obwohl die Heizkosten sinken.

Der Deutsche Mieterbund und der Umweltverband BUND haben nun ein Modell vorgelegt, wie diese Hemmnisse beseitigt werden können. Die Kosten werden dabei mit einem "Drittelmodell" zwischen Mietenden, Vermietenden und öffentlicher Hand aufgeteilt.

Bisher beträgt die Modernisierungsumlage, die nach einer Sanierung pro Jahr auf die Miete aufgeschlagen wird, acht Prozent der Gesamtkosten dieser Energiespar-Maßnahme. Bei einem Heizungstausch sind es sogar zehn Prozent.

Die beiden Verbände fordern, diese Umlage auf einheitlich drei Prozent abzusenken. Damit werde erreicht, dass die Warmmiete nicht steigt. Die Höhe der Modernisierungsumlage entspräche dann nämlich im Durchschnitt den eingesparten Kosten der Energie für Heizen und Warmwasser.

Die Berechnungen dazu hat das Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) in einer Studie für die Verbände angestellt.

Der Vorschlag sieht auch Verbesserungen für die Vermieter vor, die ja die nicht unerheblichen Investitionen für die Energiesanierung aufbringen müssen. Um die Sanierungen für sie attraktiv zu halten, sollen sie im Gegenzug zur Absenkung der Modernisierungsumlage die staatlichen Fördermittel behalten können. Bisher müssen sie an die Mieterinnen und Mieter weitergereicht werden.

"Das Vermieter-Mieter-Dilemma überwinden"

Mieterbund und BUND fordern zugleich, die Fördersätze für umfassende Sanierungen je nach erreichtem Standard auf 30 beziehungsweise 40 Prozent anzuheben und den Bonus für besonders ineffiziente Gebäude in Höhe von zehn Prozent zu erhalten. Neben Krediten solle es auch wieder Zuschüsse geben, und die Mittel müssten langfristig gesichert werden. Außerdem solle eine soziale Staffelung der Förderung in Betracht gezogen werden.

Die beiden Verbände betonen: "Sozialer Klimaschutz in Mietwohnungen ist machbar." In gut sanierten Gebäuden könne man in einem behaglichen Zuhause mit niedrigen Energiekosten zur Miete wohnen, für die Vermieterseite steige der Wert der Immobilie und gleichzeitig würden schädliche CO2-Emissionen eingespart. Dies sei eine "Win-win-Situation für alle", wenn die dafür notwendigen Kosten gerecht verteilt würden. 

Mieterbund-Chefin Melanie Weber-Moritz verwies darauf, dass inzwischen schon jeder dritte Mieterhaushalt durch zu hohe Wohnkosten überlastet sei. Bei energetischen Modernisierungen trügen Mietende aktuell die Hauptlast durch Mietsteigerungen über die Modernisierungsumlage.

Weber-Moritz forderte die Bundesregierung auf, das "Vermieter-Mieter-Dilemma" bei energetischen Modernisierungen endlich zu überwinden. Die Regierung müsse sich durch Änderungen im Mietrecht und langfristige Förderungen stärker engagieren.

 

BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock hob die Bedeutung des Vorschlags für die Klimaziele hervor. "Die Klimakrise schreitet voran und die Ampel kommt beim Klimaschutz in Gebäuden nicht schnell genug nach", sagte sie. Die Regierung müsse für eine wirksame Sanierungswelle sorgen und gleichzeitig gewährleisten, dass weder Mietende noch Vermietende dabei überfordert werden.

Derzeit liegt die Sanierungsrate bei nur noch 0,7 Prozent aller Gebäude pro Jahr. Um die Klimaziele im Gebäudebereich zu erreichen, ist mindestens das Dreifache nötig.