Dampf und Rauch aus Kraftwerken von Weitem durch den Dunst gesehen.
Der norwegische Staatsfonds macht einen weiteren Schnitt und trennt sich von weiteren Anteilen in der Kohlewirtschaft. (Foto: Rainer Berns/​Pixabay)

"Einen gelungenen Frühjahrsputz" nennt Anja Bakken Riise, die Vorsitzende der norwegischen Umweltorganisation "Framtiden i våre hender" den Beschluss, den die Regierung in Oslo am Freitag gefasst hat. Das Großreinemachen, was Aktien des Pensionsfonds in der Fossilbranche angeht, geht nämlich in die nächste Etappe: Der auch "Ölfonds" genannte größte Staatsfonds der Welt bekam neue Auflagen, die dazu führen sollen, dass er sich von Anteilen in Höhe von umgerechnet vier Milliarden Euro in der Kohlewirtschaft trennen muss.

Schon bislang waren dem Fonds Firmen, die mehr als 30 Prozent ihrer Einkünfte mit Kohle generieren, nicht mehr erlaubt. Jetzt wird diese Grenze mit zwei neuen Kriterien ergänzt: Es fliegen auch die Unternehmen aus dem Fonds, die jährlich mehr als 20 Millionen Tonnen Kohle für Kohlekraftwerke produzieren oder über 10.000 Megawatt Kohlestromkapazität haben.

Ersteres trifft internationale Bergbaukonzerne wie Glencore, Anglo American oder BHP Billiton, letzteres beispielsweise RWE und Uniper. Der Fonds ist damit zwar noch immer nicht ganz "kohlefrei", aber er steigt aus drei Vierteln der von ihm bislang mitfinanzierten Kohleproduktion aus.

"Es hätte gerne mehr sein können", meint Martin Norman von Greenpeace Norwegen. Vor allem solle Oslo ein Datum beschließen, bis zu dem auch die letzte Kohleaktie verkauft sein muss. "Aber jedenfalls stimmt die Richtung."

Durchbruch bei grünen Investitionen

Die Festlegung konkreter Produktionsgrenzen anstelle bloßer Prozentzahlen stopft ein bisheriges Schlupfloch, das der Verwaltung des Fonds ermöglicht hatte, Kohleaktien neu zuzukaufen. So hatte der Fonds im vergangenen Jahr seine Anteile am "Klimabanditen RWE" (Norman) sogar mehr als verdoppelt.   

Die Richtung, wenn auch nicht unbedingt das Tempo, stimmt nach Einschätzung der Umweltorganisationen auch bei einem weiteren Beschluss der Regierung. Bislang hatte der Fonds das Mandat, bis zu sechs Milliarden Euro in nicht an der Börse gehandelte Firmen zu investieren, die "grüne Infrastruktur" – beispielsweise erneuerbare Stromproduktion – aufbauen. Diese Grenze wurde jetzt auf zwölf Milliarden oder maximal zwei Prozent des Fondsvermögens verdoppelt.

"Ein historischer Durchbruch" freut sich Marius Holm, Direktor der Umweltstiftung Zero, "auch wenn wir uns fünf Prozent wünschen würden."

Anzeige