Illegale Abholzung von Kiefern in den rumänischen Karpaten. (Bild: Benedek Alpár/​Shutterstock)

Urwald-Holz für Ingolf-Stühle oder Sniglar-Babybetten? Die Umweltorganisation Greenpeace hat dem Möbelriesen Ikea vorgeworfen, an der Abholzung von Urwald in Rumänien mitverantwortlich zu sein. Laut einer Greenpeace-Recherche wird Holz aus alten, wertvollen Wäldern in den rumänischen Karpaten, sogar Urwäldern, für die Möbelherstellung genutzt.

Der Vorwurf betrifft mehrere externe Hersteller, die für Ikea produzieren. Laut der Umweltorganisation wurden in Ikea-Filialen in 13 Ländern, darunter auch Deutschland, 30 verschiedene Produkte dieser Lieferanten gefunden, darunter besagte Möbelklassiker des Konzerns. Betroffen waren außerdem Ikea-Läden in Belgien, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Israel, Italien, Österreich, Polen, Schweden, der Schweiz, Tschechien und Ungarn.

In Rumänien finden sich einige der letzten noch verbliebenen Urwälder Europas. Ikea dürfe diese "nicht für Möbel zerstören", sagte Greenpeace-Waldexpertin Gesche Jürgens. "Alte Wälder sind für die Gesundheit des Planeten unverzichtbar und müssen sofort geschützt werden." Ikea müsse gegen den Raubbau vorgehen, forderte sie.

Für die Untersuchung haben Greenpeace-Teams nach eigenen Angaben den Weg des Holzes anhand von Abholz-Genehmigungen, Satellitenbildern und Informationen zu Holzlagern aus den Wäldern Rumäniens bis in die Regale der Ikea-Filialen verfolgt. Sechs Greenpeace-Aktive übergaben die Recherche an die zentrale Ikea-Verwaltung in Hofheim am Taunus.

Ikea verspricht Prüfung

Greenpeace verweist auf Schätzungen, nach denen Rumänien in den vergangenen 20 Jahren die Hälfte seiner unberührten Urwälder durch Holzeinschlag verloren hat, obwohl die europäische Biodiversitätsstrategie vorsieht, dass gerade alte, naturnahe Wälder und Urwälder unter strengen Schutz gestellt werden.

Tatsächlich seien in den rumänischen Karpatenwäldern derzeit nur etwa 2,4 Prozent vor Abholzung geschützt. Holzunternehmen und Behörden sträubten sich seit Jahren dagegen, dass mehr Flächen als Urwälder ausgewiesen werden.

In den Karpatenwäldern leben nach Greenpeace-Angaben die größten europäischen Populationen von Braunbären, Wölfen, Gämsen und Luchsen sowie mehr als ein Drittel aller europäischen Pflanzenarten.

Greenpeace-Campaignerin Jürgens betonte, neben den Behörden hätten auch Unternehmen eine Verantwortung. "Ikea behauptet, nachhaltig zu sein, profitiert aber im Moment immens vom schwachen Naturschutz in den Karpaten. Ikea muss seinen eigenen Nachhaltigkeitsversprechen gerecht werden und seine Lieferkette von der Zerstörung der Urwälder säubern", sagte sie.

 

Ikea teilte auf Anfrage mit, man nehme die Vorwürfe sehr ernst. "Illegales Holz und verantwortungslose Forstwirtschaftspraktiken haben in der Ikea-Wertschöpfungskette keinen Platz", erklärte der Konzern. Man gehe jedem Hinweis darauf sofort nach. Würden Unregelmäßigkeiten entdeckt, ergreife man sofort Maßnahmen, "einschließlich der Beendigung von Geschäftsbeziehungen".

Jürgens sagte gegenüber Klimareporter° dazu, ihre Organisation werde diese Zusage überprüfen. "Wir verlangen von Ikea, sofort sicherzustellen, dass für ihre Möbel keine Urwälder gerodet werden."