Die Fertigpizza, das saftige Schnitzel, das Shampoo, der Biodiesel, die Holzbank im Baumarkt. Wer diese Produkte kauft, verbindet damit alles Mögliche, nur eines meist nicht: dass der Kauf möglicherweise dazu beiträgt, Wälder zu vernichten.
Das können Tropenwälder sein, die etwa für Palmöl-Plantagen oder Sojaanbau gerodet wurden, oder Wälder im Norden, in denen Raubbau für billiges Holz betrieben wird.
Die EU geht nun einen wichtigen Schritt, um dieses Problem zu lösen. Lieferketten für diese und viele andere Produkte sollen künftig "entwaldungsfrei" sein.
Wer sie in den Ländern der Europäischen Union verkaufen will, muss garantieren, dass dafür kein Primärwald vernichtet wurde. Das ist weltweit vorbildlich. Kein anderer Wirtschaftsblock ist bisher so weit gegangen.
Das dürfte den Druck auf die Wälder der Erde spürbar verringern. Denn die EU ist global einer der Hauptimporteure von Rohstoffen wie Palmöl, Soja und Rindfleisch, die den größten Anteil an der Entwaldung haben. Untersuchungen zufolge verursacht die Union durch ihre Einfuhren bisher rund 16 Prozent der Regenwald-Vernichtung.
Der EU-Einigung kam jetzt im sogenannten Trilog zwischen Europäischem Parlament, Mitgliedsstaaten und EU-Kommission zustande. Während die Regierungen der Mitgliedsstaaten den Entwurf abschwächen wollten, hatte sich das EU-Parlament für strenge Regeln ausgesprochen.
Der nun getroffene Kompromiss ist ein wichtiges Signal – auch für den UN-Biodiversitätsgipfel, der am heutigen Mittwoch im kanadischen Montreal beginnt. Die Verhandlungen dort brauchen dringend solche Booster.
Denn bisher sind alle hehren Ziele zum globalen Schutz der Ökosysteme und der Artenvielfalt daran gescheitert, dass nicht in die ökonomischen Strukturen eingegriffen wurde, die der Zerstörung zugrunde liegen. Das EU-Signal könnte durchaus helfen, den Schutz unserer Lebensgrundlagen auf internationale Ebene diesmal ernsthaft anzupacken.
Nicht alles ist Gold in der EU-Einigung. So gelten die Vorschriften vorerst nur für Primärwälder, nicht für Forste, obwohl gerade auch hier Raubbau betrieben wird. Hier muss der Druck aufrechterhalten werden, um nachzubessern. Auch kommt es natürlich auf die konsequente Durchsetzung und Kontrolle der neuen Vorschriften an.
Trotzdem gibt es daran nichts zu deuteln: Diese Lieferketten-Entscheidung bedeutet einen großen Fortschritt.