Ein dampfender Kühlturm des Braunkohlekraftwerks Frimmersdorf.
Das Kraftwerk Frimmersdorf im rheinischen Grevenbroich hat RWE schon stillgelegt – es bleibt bis 2021 in "Sicherheitsbereitschaft". (Foto: Horst Schulte/​Flickr)

Die Spitzenverbände der deutschen Industrie warnen vor einem festen Fahrplan für den Kohleausstieg. Dies könnte zu einem deutlichen Anstieg der Strompreise führen, erklärten der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK).

Die beiden Verbände stellten am Dienstag eine Analyse des Beratungsunternehmens Aurora Energy Research vor, die sie in Auftrag gegeben hatten. Diese kommt zum Ergebnis, dass ein Kohleausstieg für Unternehmen und private Haushalte zusätzliche Kosten von insgesamt 14 bis 54 Milliarden Euro verursachen könnte.

Schließlich könne nicht vorhergesehen werden, wie sich die Energierohstoffpreise entwickeln. Würde die Politik einen "starren Abschaltplan" festlegen, gäbe es keinen Spielraum mehr, um flexibel auf die Marktentwicklung zu reagieren. Dann würde die Wirtschaft "einem massiven Risiko" ausgesetzt werden.

Industrieverbände fordern Kontrolljahre

Die Verbände fordern, 2023, 2026 und Anfang der 2030er Jahre jeweils die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu überprüfen, bevor weitere Kohlekraftwerke in den Ruhestand geschickt werden. Außerdem fordern sie eine finanzielle Kompensation für möglicherweise steigende Strompreise.

"Ohne Kompensation für unsere Unternehmen würde dieser politisch getriebene Anstieg der Strompreise dem Wirtschaftsstandort Deutschland schwerste Schäden zufügen", sagte BDI-Präsident Dieter Kempf.

Nicht zur Sprache kam in dem Zusammenhang, dass die Industrie von großzügigen Ausnahmen bei der Belastung durch die Ökostromumlage profitiert.

Anders als die Industrielobby hat das Öko-Institut prognostiziert, dass sich die Strompreiserhöhungen bei einem Kohleausstieg im Rahmen halten dürften. Zumindest dann, wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien rasch voranschreitet oder wenn lange Restlaufzeiten für die Kohlekraftwerke gelten.

Am Freitag soll die Kohlekommission in Berlin einen Fahrplan für einen Kohleausstieg vorlegen. Gibt es keine Einigung, soll die Sitzung am 1. Februar fortgesetzt werden.

Anzeige