Vier Bauarbeiter arbeiten an einer Stahlbetonkonstruktion
Arbeit auf dem Bau gibt es immer, mit und ohne Zement. (Foto: Peggy Anke/​Marco Lachmann/​Pixabay)

Kohlendioxid hat ein mieses Image. Mieser geht's gar nicht. Ist halt der Stoff, der den Globus, zusätzlich in die Atmosphäre injiziert, in Hitzewallungen bringt.

Dabei ist CO2 an sich ein prima Stoff. Ganz ohne ihn und die anderen Treibhausgase läge die mittlere Temperatur auf der Erde nicht bei plus 15, sondern bei minus 18 Grad, und der Globus wäre dauerhaft vereist. Kein schöner Ort, um sein Leben zu verbringen. Also: Ohne CO2 geht's nicht, mit zu viel aber auch nicht.

Nun arbeitet weltweit eine ganze Reihe Unternehmen daran, das Image dieser chemischen Verbindung aus einem Kohlenstoff- und zwei Sauerstoff-Atomen zu verbessern. Das ist quasi ein Nebeneffekt ihrer innovativen Produkte, die sie in den Markt gebracht haben oder bringen wollen.

Man kann unter Verwendung von CO2 als Rohstoff zum Beispiel Beton, Treibstoff oder Chemikalien herstellen. Das zeigen die Preisträger des Innovationswettbewerbs zur "besten Kohlendioxid-Nutzung 2019", die jetzt bekanntgegeben wurden – ausgerichtet vom Nova-Institut aus Hürth bei Köln und gesponsert vom Leverkusener Chemiekonzern Covestro, der selbst eine Technologie entwickelt hat, um CO2 in der Kunststoffproduktion nutzen zu können.

Der erste Preis ging an das kanadische Unternehmen Carbicrete, das Beton ohne Zement herstellt. Der Zement wird durch gemahlene Stahlschlacke ersetzt und das Material dann durch CO2 statt mit Wärme und Dampf ausgehärtet.

Preisträger zwei, der norwegische Firma Nordic Blue Crude, ist es gelungen, aus CO2, Wasser und erneuerbarer Energie ein synthetisches Rohöl zu produzieren, das als Diesel oder Kerosin verwendet werden kann.

Auf Rang drei kam das Startup "b.fab" aus Dortmund – für ein Verfahren, um CO2 und Wasser mit erneuerbarer Energie effizient in Chemikalien wie zum Beispiel Milchsäure umzuwandeln.

Joachim Wille ist Chefredakteur des Onlinemagazins Klimareporter°.

Covestro-Vorstandschef Markus Steilemann, der die Preisträger kürte, erklärte vollmundig: "CO2 wird zunehmend mit anderen Augen gesehen, nämlich als wertvoller Rohstoff." Damit gelinge es der Chemieindustrie, ihre Produktion nachhaltiger zu machen, fossile Ressourcen wie Erdöl zu ersetzen und die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben.

Da hat er Recht. Nur: Zu hoffen, die innovativen Technologien alleine könnten die globale Klimakrise lösen, wäre denn doch blauäugig. Selbst der vollständige Ersatz fossiler Rohstoffe durch CO2 als Kohlenstoffquelle für die chemische Industrie würde in der EU weniger als sechs Prozent des emittierten Treibhausgases binden.

Es braucht also in jedem Fall Klimapolitik. Und zwar eine, die ihren Namen verdient.