Einige Menschen mit Mundschutz stehen vor dem Eingang zum japanischen Konsulat in San Francisco und halten Transparente für einen atomfreien Pazifik und über die globale Warnung von Fukushima.
Protest gegen das Einleiten von radioaktivem Wasser aus dem AKW Fukushima in den Pazifik im vergangenen April vor dem japanischen Konsulat in San Francisco. (Bild: Phil Pasquini/​Shutterstock)

Am heutigen Montag jährt sich der Super-GAU von Fukushima zum 13. Mal. Atomgegner haben aus diesem Anlass davor gewarnt, die Risiken der Nukleartechnologie zu unterschätzen, die sich durch den Weiterbetrieb der alternden AKW-Flotte und Neubaupläne für Reaktoren auch in Europa ergäben.

Die Anti-Atom-Organisation Ausgestrahlt warnte: "Wer weiter auf Atomkraft setzt, provoziert den nächsten Super-GAU. Anders als in Fukushima würde die radioaktive Wolke in Europa allerdings nicht über dem Pazifik abregnen, sondern über dicht besiedeltem Gebiet."

Gefährliche Risse, fehlerhafte Bauteile, Unwetter, Kurzschlüsse oder Erdstöße könnten auch in europäischen AKW jederzeit einen schweren Unfall auslösen, sagte der Experte der Organisation, Armin Simon, "von der Gefahr möglicher Angriffe und Anschläge auf Atomanlagen ganz zu schweigen".

Die Atomgegner sehen sich unter anderem durch das Erdbeben bestätigt, das am Neujahrstag 2024 die japanische Halbinsel Noto heimsuchte. Die Erdstöße verursachten dort Schäden an der Hauptstromversorgung des AKW Shika, das zum Glück aber nicht am Netz war. Auslaufendes Öl kappte mehrere Verbindungen zur externen Stromversorgung. Ein drei Meter hoher Tsunami hatte die Anlage getroffen, die nur 70 Kilometer Luftlinie entfernt vom Epizentrum des Bebens steht.

Der Betreiber des Reaktors versucht seit Jahren, diesen wieder in Betrieb zu nehmen, was durch Proteste vor Ort allerdings verhindert wurde. Gutachten hatten die Erdbebengefährdung verneint. Inzwischen hat die japanische Atomaufsicht neue Untersuchungen angeordnet.

Kontaminiertes Wasser wird jetzt in Pazifik eingeleitet

Auf dem Gelände des AKW Fukushima ist unterdessen ein Ende der Arbeiten an den vier zerstörten Reaktoren nicht in Sicht. Dort sind noch immer jeden Monat tausende Fach- und Hilfskräfte tätig, um den Rückbau der Anlagen vorzubereiten, in denen am 11. März 2011 Kernschmelzen und Explosionen stattfanden, was zur Evakuierung vor mehr als 146.000 Menschen aus der Region führte.

Es wird erwartet, dass die Arbeiten insgesamt 30 bis 40 Jahre in Anspruch nehmen werden, also wohl bis Mitte des Jahrhunderts. Japans Regierung hat die Kosten des Super-GAUs, der Evakuierung und des Rückbaus der Anlagen auf umgerechnet rund 200 Milliarden US-Dollar beziffert. Andere Schätzungen liegen weit höher, so geht das Japan Center for Economic Research (JCER) inzwischen von 500 bis 600 Milliarden aus.

Im letzten Jahr stand vor allem der Umgang mit den großen Mengen radioaktiv verseuchten Wassers im Fokus der Öffentlichkeit, das bisher auf dem Anlagengelände in großen Containern gelagert wurde. Seit Mitte 2023 ist es dem Betreiber nun erlaubt, das mit Tritium belastete Wasser ins Meer zu leiten, das derzeit weiterhin in einer Menge von rund 100.000 Litern täglich anfällt, weil die Reaktoren weiter gekühlt werden müssen.

Das löste zwar Proteste aus, etwa von Fischern in der Region und auch von Nachbarländern wie China, jedoch ohne Erfolg. Viele Experten halte die Gefahren durch das kontaminierte Wasser, das im Ozean stark verdünnt wird, allerdings für relativ gering.

 

Die Regierung in Tokio strebt an, den Atomstrom-Anteil an der Elektrizitätsproduktion im Land bis 2030 wieder auf 20 bis 22 Prozent hochzufahren und den Erneuerbaren-Anteil auf 36 bis 38 Prozent anzuheben, um die Klimaziele zu erreichen.

Kurz nach dem Super-GAU waren alle 54 Reaktoren in den 17 AKW des Landes abgeschaltet worden, um die Sicherheit zu überprüfen. Inzwischen sind mit Stand Januar zwölf Reaktorblöcke wieder an Netz, darunter der mit 48 Jahren Betriebszeit älteste noch operierende Block 1 im AKW Takahama in der Präfektur Fukui, 60 Kilometer nördlich von Kyoto.

Um die 20 bis 22 Prozent zu erreichen, müssten laut Fachleuten fast 30 Reaktoren wieder in Betrieb genommen werden, was jedoch angesichts der langwierigen Genehmigungsverfahren und des lokalen Widerstands dagegen unrealistisch sei, wie die Wochenzeitung Nikkei Asia schrieb. Vor 2011 hatte der Atom-Anteil rund 30 Prozent betragen.

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