Der Hurrikan "Maria" verwüstet im September 2017 den karibischen Inselstaat Dominica. (Foto: Roosevelt Skerrit/​Wikimedia Commons)

Deutschland kommt im neuen "Klima-Risiko-Index", der von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch herausgegeben wird, zwar "nur" auf Platz 40 der insgesamt knapp 200 Staaten der Welt. Trotzdem waren die 2017 durch Extremwetter-Ereignisse verursachten Schäden auch hierzulande riesig.

Vor allem die Orkantiefs im Herbst sowie regional auch Stark- und Dauerregen nach langer Trockenheit im Frühsommer schlugen in Deutschland zu Buche. Insgesamt gab es dadurch 27 Todesopfer und finanzielle Schäden von rund 3,1 Milliarden Euro, umgerechnet 3,6 Milliarden US-Dollar.

Viele andere Länder der Erde traf es viel stärker – insgesamt geht 2017 als das bisher verheerendste Extremwetter-Jahr weltweit in die jüngere Geschichte ein, mit über 11.500 Todesopfern und über 375 Milliarden Dollar Schäden.

Die wetterbedingten Sachschäden brechen damit die bisherigen Rekorde. Am heftigsten traf es im vorigen Jahr die Karibikinseln Puerto Rico und Dominica. Beide wurden durch Wirbelstürme schwer verwüstet, über 3.000 Menschen verloren ihr Leben.

Puerto Rico liegt damit sowohl im Klima-Risiko-Index 2017 als auch im Langfrist-Index, der die letzten 20 Jahre auswertet, an der Spitze. Dominica belegt für das vergangene Jahr den dritten Platz im Ranking der am meisten betroffenen Staaten.

"Wir haben die Satellitenbilder gesehen, wir wussten was kommt, aber wir hatten nicht die Kapazitäten, die Menschen aus dem Gefahrenbereich zu evakuieren", berichtete Lloyd Pascal, der Dominica auf der diesjährigen Klimakonferenz in Katowice vertritt. "Wir konnten nur zusehen, wie der Sturm über die Insel fegt."

Deshalb forderte der Politiker die wohlhabenderen Staaten zum Handeln auf. "Wir brauchen mehr Solidarität", sagte Pascal. "Nicht nur Dominica, sondern alle besonders vom Klimawandel betroffenen Länder müssen mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung bekommen."

Stürme und andere Wetterextreme werden immer intensiver

"Dass die Stürme an Intensität bei Windgeschwindigkeiten und Niederschlägen zunehmen, deckt sich mit den Prognosen der Klimawissenschaft", kommentierte David Eckstein von Germanwatch am heutigen Dienstag bei der Vorstellung des Reports auf dem UN-Klimagipfel.

Der Index zeigt laut Germanwatch zwei Trends auf. So nehme zum einen die Wucht einzelner Extremwetter-Ereignisse zu. In den betroffenen Gebieten führten dann schon wenige solcher Ereignisse dazu, dass jahrelange Wiederaufbauarbeiten  erforderlich sind. Zum anderen würden Länder wie Haiti, die Philippinen, Sri Lanka oder Pakistan inzwischen so regelmäßig von Wetterextremen getroffen, dass sie kaum Zeit hätten, sich zu erholen.

In Südasien sind nach der Auswertung vor allem häufiger wiederkehrende extreme Monsunregenfälle mit Überschwemmungen und Erdrutschen die Ursachen. Weltweit wurden in den letzten 20 Jahren über 11.500 Extremwetterereignisse registriert – das ist deutlich mehr als ein Ereignis pro Tag. Dabei kamen insgesamt über 526.000 Menschen zu Tode, die Sachschäden beliefen sich auf knapp 3,5 Billionen US-Dollar.

Vor allem arme Staaten sind laut Klima-Risiko-Index besonders betroffen. So waren von den zehn in den letzten 20 Jahren am stärksten geschädigten Ländern acht Entwicklungsländer mit niedrigem oder niedrigem mittleren Einkommen, die kaum über die Mittel verfügen, um sich vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. Eckstein: "Sie benötigen daher besonders große Unterstützung."

Allerdings hätten die letzten Jahre gezeigt, dass auch reiche Industriestaaten immer härter in Mitleidenschaft gezogen würden. So gehört Frankreich im Langfrist-Index bereits zu den 20 am stärksten betroffenen Staaten, Deutschland liegt hier auf Rang 25. Eckstein rechnet damit, dass wegen der Rekord-Dürre und extremen Hitze in diesem Jahr die europäischen Länder in der nächsten Klima-Risiko-Index-Ausgabe "noch mehr in den Fokus geraten".

Germanwatch stellt den Globalen Klima-Risiko-Index jedes Jahr anhand der einschlägigen Datenbank der Münchener Rückversicherung und von sozioökonomischen Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) zusammen. Die Organisation betont, die Auswertungen zu steigenden Schäden und Todesopfern erlaubten keine einfache Aussage darüber, welcher Anteil davon auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Doch lasse sich so ein Bild der Verwundbarkeit der Staaten zeichnen.

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