Lang anhaltende Dürren treffen auch die Landwirtschaft hart. (Foto: FH Gitarre/​Flickr)

Heruntergefahrene Atomkraftwerke, verbogene Bahnschienen, niedrige Flusspegel und tausende Hitzetote in ganz Europa. Die Hitzewelle im Jahr 2003, von der vor allem Frankreich betroffen war, wird oft als "Jahrhundertsommer" bezeichnet. In der ersten Augusthälfte des Jahres wurde es an vielen Orten in Europa über 40 Grad warm, im Süden Portugals erreichte die Temperatur am 1. August 47,3 Grad. Abgesehen davon, dass es inzwischen schon wieder ähnlich heiße Sommer gab – wie die Hitzewelle in Westrussland im Jahr 2010 –, dürfte das mit dem Jahrhundertsommer bald nicht mehr stimmen.

Denn laut einer neuen Studie könnten Dürren wie die im Jahr 2003 in Zukunft zum Normalzustand werden, wenn sich die Erde um drei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erwärmt. Die Studie eines internationalen Teams, das vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig koordiniert wurde, erschien jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature Climate Change.

Wie das UFZ mitteilte, haben die Forscher erstmals beschrieben, wie sich ein globaler Temperaturanstieg von ein bis drei Grad Celsius auf Ausbreitung und Dauer von Dürren in Europa auswirkt.

Die Erwärmung um drei Grad, wie sie sich aus den bisherigen Selbstverpflichtungen der Staaten für das Pariser Klimaabkommen ergeben würde, hätte gravierende Auswirkungen. Die Fläche der Dürregebiete in Europa würde sich von 13 auf 26 Prozent verdoppeln, rund um das Mittelmeer könnten sich die Dürrezonen auf fast die Hälfte der Landfläche ausdehnen. Als Vergleich diente den Wissenschaftlern die Referenzperiode von 1971 bis 2000.

Die Dauer der Dürren steigt im Drei-Grad-Szenario für Südeuropa auf mehr als fünfeinhalb Monate im Jahr. Bislang sind es gut zwei Monate. "Für einige Teile der Iberischen Halbinsel prognostizieren wir sogar mehr als sieben Dürremonate", sagte Luis Samaniego, UFZ-Hydrologe und Leitautor der Studie.

Die Mittelmeerregion trifft es am stärksten

Eine Folge solcher Dürren ist, dass durch die erhöhte Verdunstung der Wassergehalt des Bodens sinkt. "Drei Grad Erwärmung bedeuten, dass der Wassergehalt im Boden bis zu einer Tiefe von zwei Metern um 35 Millimeter zurückgeht", sagte Stephan Tober, Mitautor der Studie. "Das heißt mit anderen Worten, dass auf einem Quadratkilometer 35.000 Kubikmeter Wasser nicht mehr zur Verfügung stehen". Das entspreche in etwa dem Wasserdefizit, das während der Dürreperiode im Sommer 2003 in weiten Teilen Europas geherrscht hat. Dieses Wasser steht dann nicht mehr für Pflanzen zur Verfügung.

Das Drei-Grad-Szenario verglichen die Wissenschaftler damit, was bei einer Erwärmung der Erde um 1,5 Grad passiert. Denn das ist das Optimalziel des Pariser Klimaabkommens. Selbst bei einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber vorindustriellem Niveau sind demnach noch fast ein Fünftel der Fläche Europas und 400 Millionen Menschen betroffen.

Ob 1,5 oder drei Grad Erwärmung – die Mittelmeerregion trifft es am stärksten. Nicht ganz so schlimm sind die Folgen für andere Teile Europas, selbst bei drei Grad Temperaturanstieg. In atlantischen, kontinentalen und alpinen Regionen vergrößern sich Dürregebiete laut Prognose um weniger als ein Zehntel der Gesamtfläche. Im Baltikum und in Skandinavien könnte sich die Dürrezone sogar um drei Prozentpunkte verkleinern, weil durch die Klimaerwärmung mehr Regen fällt.

Für Deutschland hat die Erwärmung ebenfalls vergleichsweise geringe Folgen, auch hier sollen die Sommer aber künftig trockener werden. "Die Auswirkungen der globalen Erwärmung können teilweise mit technischen Anpassungen gemindert werden. Diese sind jedoch kostspielig", sagte Studien-Autor Samaniego. Sicherer sei es, die Klimaschutzziele des Paris-Abkommens einzuhalten.

Obwohl mittlerweile fast alle Länder außer den USA das Abkommen unterzeichnet haben, reichen die Klimaschutzpläne der Länder noch lange nicht aus, um die Klimaerwärmung auf "deutlich unter zwei Grad" oder besser noch auf 1,5 Grad zu begrenzen, wie es der Paris-Vertrag verlangt. Genaue Zahlen soll eine Bestandsaufnahme liefern, die derzeit auf einer Klimakonferenz in Bonn erarbeitet wird. Anschließend wird von den Ländern erwartet, dass sie ihre Klimaziele nachbessern.