Jemand spricht mit seinem Rollladen? Früher hätte man ihn für gaga gehalten. Heute nicht mehr. Oder zumindest nicht mehr in jedem Fall.
Das Kommando "Alexa, Rollladen hoch!", der elektronischen Mitbewohnerin bequem vom Bett aus zugerufen, wird vielleicht bald ganz normal sein. Oder auch: "Herdplatte vorne links an." Oder: "Deckenlicht dimmen!"
Schöne neue Welt, alles bequem, alles vernetzt. "Smart Home", so nennt man das, wobei Alexa und Co sowie die Steuerung per Smartphone oder Tablet ja nur die Oberfläche darstellen.
Viele haben die Sorge, dass die elektronischen Helfer den Datenschutz endgültig aushebeln und uns zu "gläsernen Menschen" machen. Motto: "Hörst du mich oder lauschst du schon?" Doch das ist nicht das einzige Problem, das die intelligenten Heime mit sich bringen.
Die zunehmende Vernetzung von Haushaltsgeräten birgt auch ökologische Risiken, wie jetzt eine Studie des Berliner Borderstep-Instituts für den Umweltverband BUND zeigt. Das Fazit: Smart Homes führen zu höherem Energie- und Ressourcenverbrauch, wenn nicht politisch gegengesteuert wird.
Der Trend ist da. Experten rechnen damit, dass 2025 europaweit schon 1,7 Milliarden "intelligente" Haushaltsgeräte vorhanden sein werden – zusätzlich zu den Computern, Tablets und TV-Geräten, die auch zunehmend dauerhaft am Internet hängen.
Das Problem: Sind Kühlschrank und Co rund um die Uhr empfangsbereit, um auf Sprachbefehle oder Signale anderer Geräte reagieren zu können, kommt das Umwelt und Verbraucher teuer zu stehen. Der zusätzliche Stromkonsum wird langfristig auf bis zu 70 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr in der EU geschätzt – das ist mehr als die Hälfte des Verbrauchs aller deutschen Privathaushalte. Die Stromrechnung eines voll-smarten Haushalts kann laut Studie um bis zu 100 Euro steigen.
Weil die smarten Lösungen bequem sind, werden sie sich durchsetzen. In manchen Bereichen können sie auch dem Umweltschutz dienen, etwa wenn Heizungen bedarfsgerechter gesteuert werden.
Joachim Wille ist Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter.
Bisher allerdings, so warnen die Studienautoren wohl ganz zu Recht, dienen die smarten Lösungen vor allem als Motor für weiteres Wirtschaftswachstum.
Es ist daher der Job von Bundesregierung und EU, bei den ökologischen Folgen gegenzusteuern – etwa mit strengen Ökodesign-Vorgaben für die neuen Technologien und mit Verbraucheraufklärung.
Also: "Alexa, Politik einschalten!"