im ecuadorianischen Regenwald
Muss nun weg: Gasfackel im Ölfördergebiet im ecuadorianischen Regenwald. (Bild: Bärbel Henneberger)

Das Öl unter dem Yasuní-Nationalpark in Ecuador muss im Boden bleiben. Dafür stimmten knapp 60 Prozent der Wähler:innen bei einem landesweiten Referendum, das am vergangenen Sonntag parallel zu den vorgezogenen Präsidentschaftswahlen in dem südamerikanischen Land stattfand. Die Wahlbeteiligung lag bei 82 Prozent.

Das Abstimmungsergebnis ist bindend. Die staatliche Ölgesellschaft Petroecuador muss nun die Erdölförderung in dem Gebiet im Amazonas-Regenwald stoppen, alle Bohrlöcher schließen und die gesamte Ölinfrastruktur abbauen und entfernen. Dafür hat sie ein Jahr Zeit.

Umweltschützer:innen sprachen von einer "historischen Abstimmung" und einem "großen Sieg". Kevin Koenig von der Organisation Amazon Watch sagte: "Die Ecuadorianer haben eine eindeutige Botschaft an die Welt gesendet: Der Amazonaswald, die Rechte der Indigenen, die biologische Vielfalt und unser Klima sind wichtiger als Öl."

Der 10.000 Quadratkilometer große Yasuní-Nationalpark ist ein Unesco-Biosphärenreservat und einer der Orte mit der weltweit größten biologischen Vielfalt. In dem ITT-Ölfeld, dem größten Ölprojekt des Landes, sind mehr als 200 Bohrlöcher aktiv, weitere 500 waren geplant. Rund 55.000 Barrel Rohöl werden dort aktuell pro Tag gefördert, etwa zwölf Prozent der Ölproduktion Ecuadors.

Bemühungen, das Öl unter dem Schutzgebiet im Boden zu halten, gibt es seit 2007. Alberto Acosta, Energieminister der damals neu gewählten linken Regierung unter Präsident Rafael Correa, startete die Yasuní-ITT-Initiative: Ecuador bot den reichen Ländern an, auf Ölbohrungen zu verzichten, wenn diese für die Hälfte des geschätzten Werts des Öls aufkommen.

Mehrheit auch gegen Bergbau in Schutzgebiet

Dafür wurde ein Fonds eingerichtet, doch die Summe von 3,6 Milliarden US-Dollar kam nicht annähernd zusammen. Der Kompensations-Deal scheiterte. Präsident Correa beendete 2013 die Initiative und gab grünes Licht für die Ölförderung in dem 2.000 Hektar großen ITT-Ölfeld im Yasuní-Park, dem sogenannten Ölblock 43.

Zivilgesellschaftliche Gruppen starteten im selben Jahr eine Kampagne für eine Volksabstimmung und sammelten in kurzer Zeit die dafür erforderliche Zahl an Unterschriften. Doch das Referendum wurde immer wieder aufgeschoben – bis das Verfassungsgericht Ecuadors im vergangenen Mai entschied, dass die Abstimmung stattfinden muss.

Im Vorfeld des Referendums warnten Vertreter:innen von Wirtschaft und Politik, ein Ja zum Ölstopp werde zum Verlust von staatlichen Einnahmen, Arbeitsplätzen und Wirtschaftswachstum führen. Zudem sei die Frist, binnen eines Jahres die Ölinfrastruktur abzubauen, zu knapp bemessen und werde zu hohen Kosten führen.

Befürworter:innen des Förderstopps schlagen hingegen vor, den Rückgang der Öleinnahmen durch eine Vermögenssteuer auszugleichen und gegen Steuerhinterziehung vorzugehen.

 

Auch ein zweites Referendum am vergangenen Sonntag ergab eine deutliche Mehrheit für mehr Umweltschutz. In der Metropolregion Quito stimmten die Bürger:innen darüber ab, ob der Abbau von Gold und Kupfer im Hochlandbiosphärengebiet Chocó Andino unweit der ecuadorianischen Hauptstadt weiter betrieben werden soll. Knapp 70 Prozent lehnten dies ab.