im ecuadorianischen Regenwald
Bei der Ölförderung wird Gas, das nicht verwertet wird, abgefackelt – auch hier im Regenwald von Ecuador. Das Land hat im Januar die Opec verlassen. (Foto: Bärbel Henneberger)

Am Sonntag einigten sich die zehn Länder des Ölkartells Opec und zehn weitere Länder (ohne die USA) auf eine Drosselung der Ölförderung. Vom 1. Mai an soll die Produktion für zwei Monate um 9,7 Millionen Barrel pro Tag reduziert werden. Ein Barrel sind 159 Liter.

Das ist die größte Kürzung aller Zeiten und übertrifft diejenige des Jahres 2008 um das Dreifache. Ab Juli soll die Produktion dann bis zum Jahresende noch um acht Millionen Barrel pro Tag gekürzt bleiben.

May Boeve, Chefin der Klimaschutzorganisation 350.org, kritisiert den Deal. "Diese Übereinkunft ist ein Schwindel", sagte Boeve. "Sie unternimmt nichts gegen die strukturelle Überproduktion von Öl, und sie liefert nicht, was wir wirklich brauchen: einen kontrollierten Rückgang der fossilen Industrie."

Für US-Präsident Donald Trump, der Russland und Saudi-Arabien zu dem Abkommen gedrängt hatte, ist der Deal hingegen ein Erfolg. Trump schrieb auf Twitter: "Das wird Hunderttausende Energie-Jobs in den USA retten."

Trump verspricht sich von der Vereinbarung einen steigenden Ölpreis. Dieser war von 66 US-Dollar pro Barrel der Nordseesorte Brent zu Jahresbeginn auf 22 Dollar Ende März abgestürzt.

Am Montag zeigte sich der gewünschte Effekt allerdings nicht. Nach Öffnung der Börsen in Asien stieg der Ölpreis zwar auf gut 33 Dollar, fiel dann aber wieder unter 31 Dollar.

Es gibt mehrere Gründe, die gegen einen deutlichen Anstieg des Ölpreises sprechen. Zum einen ist die Förderkürzung kleiner, als sie erscheint. Im Vergleich zum Durchschnitt des ersten Quartals dieses Jahres wird die Mai- und Juni-Produktion nur um 7,2 Millionen Barrel geringer ausfallen, weil Länder wie Saudi-Arabien im April ihre Förderung gesteigert haben.

Zum anderen ist der Rückgang der Ölnachfrage deutlich größer. Im April und Mai wird die Nachfrage um mehr als 30 Millionen Barrel pro Tag unter dem Wert des Jahres 2019 liegen, schätzt das Rohstoffhandelshaus Trafigura.

Der Ölanalyst Damien Courvalin von der US-Investmentbank Goldman Sachs meint daher, der Deal sei "historisch, aber unzureichend". Das würde bedeuten, dass sich die Lagertanks für Öl weiter schnell füllen. Courvalin erwartet, dass "die insgesamt verfügbare Lagerkapazität von Firmen und Regierungen Ende April erreicht wird".

An diesem Punkt würden dann "niedrige Ölpreise alle Produzenten dazu zwingen, zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage beizutragen". Denn sind erst mal alle Lagertanks voll, dann bleibt den Ölproduzenten gar nichts anderes übrig, als die Förderung zu drosseln.

Mexiko hat sich abgesichert

Bis es so weit ist, bleibt auch fraglich, ob sich wirklich alle Länder an den Deal halten werden. Ein Land hat auch schon einen Rabatt herausgehandelt: Mexiko.

Das Land war als einziges auf den Absturz des Ölpreises vorbereitet und ist jetzt von diesem kaum betroffen. Mexiko fördert nur 1,75 Millionen Barrel Öl pro Tag und hätte die Produktion um 400.000 Barrel kürzen sollen. Das Land offerierte aber nur eine Kürzung um 100.000 Barrel und konnte sich damit durchsetzen.

Der Grund dafür: Mexiko kann der Ölpreis egal sein. Das Land sichert sich seit dem Jahr 2005 jedes Jahr mit Finanzderivaten gegen einen Kollaps des Ölpreises ab. Diese Versicherung kostet etwa eine Milliarde US-Dollar pro Jahr.

Hin und wieder lohnt sich das dann aber: Im Jahr 2009 bekam Mexiko 5,1 Milliarden Dollar zurück und in den Jahren 2015 und 2016 weitere 6,4 und 2,7 Milliarden Dollar.

"Die Versicherung ist nicht billig", sagte Mexikos Finanzminister Arturo Herrera im März gegenüber dem Fernsehsender Televisa. "Aber es ist eine Versicherung für Zeiten wie jetzt. Unser Staatshaushalt wird keinen Schlag abbekommen."

Zu welchem Preis Mexiko seine Ölexporte abgesichert hat, ist ein Staatsgeheimnis. Eine Überschlagsrechnung der Nachrichtenagentur Bloomberg geht allerdings von 45 Dollar pro Barrel aus. Derzeit ist ein Barrel mexikanischen Öls für unter 20 Dollar zu haben.

Wenn das so bleibt, wird sich Mexikos Finanzminister über einen Scheck von seiner Versicherung über rund sechs Milliarden Dollar freuen können. Außerdem musste er die Förderung weniger stark drosseln als andere Länder. Kein schlechter Deal.

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