Bier ist nicht nur durch den Klimawandel bedroht, sondern auch durch CBCVd. (Bild: Rawpixel/​Pixabay)

Bier gehört zum Menschen. Und das seit mindestens 5.000 Jahren. Die Sumerer im Mesopotamien haben damals nicht nur die Keilschrift erfunden und die ersten Großbauwerke in die Landschaft am Unterlauf von Euphrat und Tigris gesetzt, sondern, vermutlich zur Erholung davon, auch einen solchen Getreidesaft mit Alkohol drin gebraut.

Doch die nun schon so lange bewahrte Tradition, sich das Leben schönzutrinken, kommt zunehmend unter Druck. Natürlich, wie so vieles heute, durch den Klimawandel. Aber nicht nur. Es muss etwas geschehen. 

Dass die Klimaveränderungen den Zutaten des Bieres nicht guttun, ist offensichtlich. Trockenjahre, die es immer häufiger gibt, lassen Getreide generell schlecht wachsen, also auch Gerste und Weizen, neben Wasser der Hauptbestandteil des Getränks.

Doch auch dem wichtigen Geschmacksträger Hopfen setzt das zunehmend unberechenbare Wetter zu. Die Ernte fiel hierzulande in diesem Jahr ein Fünftel geringer aus als normal, und das schon zum zweiten Mal in Folge. Mal war es zu trocken, mal zu nass.  

Immerhin gibt es hier Hoffnung. In den letzten zehn Jahren sind neue, trockenheitstolerante Hopfensorten entwickelt worden, die jetzt einsatzreif sind – und, am wichtigsten für Bierkenner, auch geschmacklich mit den alteingeführten Qualitäten mithalten können.

Zwar sind die Brauer in der Mehrheit noch skeptisch. Doch wenn der Klimawandel weiter fortschreitet, werden sie, um überhaupt noch was verkaufen zu können, schon auf die Neuzüchtungen umsteigen.

Die Viroide kommen

Bierfans könnten also hoffen, noch einmal mit einem blauen Auge davonzukommen. Doch da tritt nun eine weitere, bisher völlig unterbelichtete Gefahr hinzu, auf die die Agrar-Uni Stuttgart-Hohenheim hinweist.

Denn laut einer Studie aus Hohenheim setzt dem Hopfen mehr und mehr ein heimtückischer Krankheitserreger zu, das "Citrus Bark Cracking Viroid" (CBCVd), das sich normalerweise in Zitrusfrüchten findet. Viroide sind Miniatur-Parasiten, und sie wurden 2019 überraschend im deutschen Hopfen nachgewiesen.

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Befallene Pflanzen bleiben kleiner, haben kleinere Dolden und weniger für das Bierbrauen wichtige Bitterstoffe – und später folgt das Absterben. Eine echte Bedrohung für das "grüne Gold" im Bier. 

Das Viroid kommt über infiziertes Pflanzmaterial in die Hopfenanbau-Regionen, kann aber auch aus Zitrusfrüchten oder -schalen stammen, die beim Spaziergang oder der Feldarbeit im Hopfengebiet weggeworfen werden.

Ein Trost: Das immerhin ließe sich einfacher verhindern als der Klimawandel.

 

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