Heute verwerten gleich zwei Recyclinganlagen in Deutschland die Kunststoff-Alu-Anteile aus Getränkekartons, genannt Poly-Al-Materialgemisch. Der reine Kartonanteil von Getränkekartons wird seit über 30 Jahren in Papierfabriken recycelt und in Wellpappenrohpapieren wiederverwendet. Die Folge: Schon aktuell sind Getränkekartons eine hochgradig recyclingfähige Verpackung.
Den Anfang dieser Entwicklung machte die Ende April 2021 eröffnete Palurec. Mit einer Jahreskapazität von bis zu 18.000 Tonnen deckt die rein herstellerfinanzierte Palurec etwa die Hälfte des in Deutschland anfallenden Poly-Als ab.
Nach dem Recycling der Kartonfasern entstehen große Ballen aus Kunststoffen (HDPE und LDPE) und Aluminium. In der Anlage der Palurec werden diese Bestandteile rein mechanisch und nur mithilfe von Wasser voneinander getrennt. Anschließend können daraus neue Gebrauchsgegenstände wie Eimer oder Paletten hergestellt werden.
Warum sich Poly-Al-Recycling nicht früher durchgesetzt hat
Die Palurec ist nicht die erste Poly-Al-Recyclinganlage in Deutschland. Schon Ende der 1990er-Jahre gab es Pilotanlagen zur Trennung von Kunststoffen und Alu aus Getränkekartons. Doch diese konnten sich nicht dauerhaft durchsetzen.
Das liegt daran, dass die niedrigen Preise für Primärkunststoffe beziehungsweise Virgin Plastic dazu führen, dass es wenig Abnehmer für Kunststoffrezyklate gibt. Außerdem gab es bei früheren Versuchen immer wieder anlagentechnische Probleme.
Anschließend wurde ein Teil des deutschen Poly-Als in China zu Schuhsohlen oder Fassadenverkleidung verarbeitet, der andere Teil als Ersatz für klimaschädliche fossile Rohstoffe in der Zementherstellung genutzt.
Herstellerverantwortung ist mehr als eine Phrase
2016 dann beschlossen die Mitgliedsunternehmen des Getränkekartonverbandes FKN, Tetra Pak, SIG Combibloc und Elopak, selbst aktiv zu werden und den Begriff "Herstellerverantwortung" erneut mit Leben zu füllen.
Eine Investition von über acht Millionen Euro ermöglichte den Bau der Palurec in Hürth bei Köln, die mitten in der Pandemie erfolgreich ihren Betrieb aufnahm und seitdem aus einem einst ungeliebten Rejekt aus dem Papierrecycling marktfähige Recyclingrohstoffe per Friktionsrecyclingverfahren herstellt.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Mit Inbetriebnahme der Anlage steigt die Recyclingfähigkeit von Getränkekartons in Deutschland auf über 90 Prozent, so Recycling-Experte Joachim Christiani.
Hinzu kommt die im Mai 2024 in Dessau-Roßlau gestartete Saperatec. Finanziert über staatliche Förderungen und Privatinvestoren werden nun auch in Mitteldeutschland Poly-Al-Wertstoffe voneinander getrennt und weiterverarbeitet.
Andere Methode, gleicher Effekt
Die bei der Saperatec verwendete Technik ist eine andere – hier kommt ein Delaminationsverfahren zum Einsatz. Entwickelt von Sebastian Kernbaum, separiert hier eine eigens entwickelte Trennflüssigkeit die Kunststoff- von den Alu-Bestandteilen.
Unter stetigem Umrühren und bei leicht erhöhter Temperatur dringt diese Lösung in die einzelnen Schichten des vorab gehäckselten Verbundmaterials ein und löst sie voneinander ab. Gewaschen, sortiert und getrocknet, kann das Resultat dann wieder in Folienverpackungen zum Beispiel für Waschmittel eingesetzt werden.
Die von der Saperatec und der Palurec verwendeten Techniken stellen sicher, dass über ein mechanisches Recyclingverfahren eine hochwertige stoffliche Verwertung erfolgt.
Recyclingfähigkeiten von über 95 Prozent möglich
Dank der oben vorgestellten Poly-Al-Recycler sind laut einer Studie des Umweltbundesamtes ab 2025 für fast ein Viertel aller Getränkekartons in Deutschland Recyclingfähigkeiten von über 95 Prozent möglich.
Und was in Deutschland funktioniert, eignet sich auch für ganz Europa. Aktuell gibt es bereits mehrere aktive Poly-Al-Recyclinganlagen in der EU – für weitere liegen die Pläne fertig in der Schublade und warten auf Realisierung.
Einen wichtigen Impuls in diese Richtung werden sowohl die europäische Verpackungsverordnung als auch die dazu noch ausstehenden Durchführungsbeschlüsse geben.
Dieser Beitrag wurde nicht von der Redaktion erstellt. Er ist in Kooperation mit dem Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel in der Rubrik Advertorials erschienen.