Ja, Himmelherrgott, war es nicht schon immer warm im Sommer? Natürlich. Einen so heißen Juni wie den gerade erlebten aber gab es tatsächlich noch nie, seit die Menschheit das Wetter systematisch aufzeichnet – und zwar weltweit.
In Deutschland war es vier Grad wärmer als normal, meldete der Deutsche Wetterdienst. Als "normal" gilt der Durchschnittswert der drei Jahrzehnte zwischen 1981 und 2010. Auf ganz Europa bezogen war es mehr als zwei Grad zu warm, wie der EU-Erdbeobachtungsdienst Copernicus ermittelt hat.
Im Grunde war aber auch die Periode seit den Achtzigerjahren schon nicht mehr normal, schließlich war die Erderhitzung auch damals längst im Gange. Wandert man auf der Zeitskala weiter nach hinten, wird der diesjährige Juni immer extremer: Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre zwischen 1850 und 1900 war Europa den Copernicus-Daten zufolge im vergangenen Monat mehr als drei Grad wärmer.
Wie immer, wenn das Wetter verrückt spielt, steht die Frage im Raum: Ist das nun die Klimakrise?
Das ist die Klimakrise
Wahrscheinlich schon. Die Forschungsinitiative World Weather Attribution hat sich die Hitzewelle in Frankreich genau angeguckt und kam diese Woche zu dem Ergebnis, dass die Erderwärmung sie mindestens fünfmal so wahrscheinlich gemacht hat.
Das Wetter ist wütend geworden. Eine Mehrheit des Bundestags wertet das offenbar als trotziges Aufbäumen, das durch lässige Ignoranz am besten in den Griff zu kriegen ist. Die Linke hatte beantragt, dass die Abgeordneten für Deutschland den Klimanotstand ausrufen, wie es die Parlamentskollegen in Großbritannien, Frankreich und Irland schon getan haben.
Das Unterfangen scheiterte bei der Abstimmung in der vergangenen Woche, vor allem an den Stimmen der großen Koalition. Die Sozialisten bekamen aber unerwarteten Beistand: 18 Abgeordnete der FDP stimmten für den Antrag, darunter Parteichef Christian Lindner. Und das, obwohl FDP-Redner Martin Neumann dem versammelten Parlament doch gerade seine Abneigung gegenüber allen Vorschlägen zu Klima und Energie erklärt hatte, mit denen sich der Bundestag an diesem letzten Sitzungstag vor der Sommerpause befasste.
Nein oder Nein zum Nein?
Im Buschfunk des Bundestags ist eine Erklärung für das außergewöhnliche Abstimmungsverhalten in Umlauf: Angeblich war es schlicht ein Versehen.
Der Klimanotstand war nur einer von zwölf Anträgen zu Klima und Energie, die an dem Tag in der schweißtreibenden Juni-Hitze abgehandelt wurden. Hinzu kommt, dass man in manchen Fällen mit "Nein" abstimmen musste, um einen Antrag abzulehnen, in anderen Fällen aber entgegen der Intuition mit "Ja" – wenn nämlich ein Bundestagsausschuss die Ablehnung empfohlen hat.
Susanne Schwarz ist Redakteurin bei Klimareporter°.
Dann wird nicht direkt über den Antrag, sondern über die Beschlussempfehlung abgestimmt – und ein "Nein" bedeutet eine Bestätigung des Antrags. Bei dem Grünen-Antrag zum Kohleausstieg, über den direkt vor dem Klimanotstand der Linken abgestimmt wurde, war das zum Beispiel der Fall. Da sind ein paar der Liberalen vielleicht in der Eile durcheinander gekommen.
Aber wäre solch ein Fauxpas der Partei zuzutrauen, deren Chef noch vor Kurzem großspurig erklärt hat, Klimaschutz solle man nicht streikenden Schülern, sondern den "Profis" überlassen? Es ist ein Sommer, um ins Schwitzen zu kommen.