Eigenheim mit Solardach, Swimmingpool und Elektroauto.
Die fast elf Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland können zum Pfeiler der dezentralen Energiewende werden. (Bild: Slavun/​Shutterstock)

Bundesweit eignen sich allein 10,8 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser für den wirtschaftlichen Einsatz von Solaranlagen. Sie bilden ein riesiges Potenzial, um aus Stromverbraucher:innen Prosumer zu machen.

Der Prosumer-Markt ist damit eine bedeutende Säule für die angestrebte Beschleunigung der Energiewende. Würden die Möglichkeiten vollständig genutzt, könnten Eigenheime so viel Strom erzeugen wie zehn Kohlekraftwerke.

Die Technologien sind vorhanden, von der Solarstromanlage bis zum Smart Meter, und das Interesse der Stromkund:innen, selbst zu Prosumern zu werden, ist riesig. Die neuen Möglichkeiten stärken den Klimaschutz und erhöhen die Akzeptanz der Energiewende und die Flexibilität in der Stromversorgung.

Doch genutzt wird dieses Potenzial kaum. Die allermeisten Eigenheimbesitzer:innen fühlen sich durch technische Hürden und bürokratische Fallstricke abgeschreckt.

Ausbau kommt langsam in Gang

Der gerade erschienene Lichtblick Prosumer-Report 2022 untersucht erstmals den bundesweiten Status des Prosumer-Marktes. Im Fokus stehen dabei sieben Schlüsseltechnologien für die Energiewende im Eigenheim: Photovoltaikanlage, Heimspeicher, Wärmepumpe, Wallbox, E-Auto, Energiemanagementsystem und Smart Meter.

Am weitesten verbreitet sind bisher Solaranlagen, 16 Prozent aller 10,8 Millionen solarfähigen Eigenheime produzieren bereits Sonnenstrom. Strombetriebene Wärmepumpen kommen in acht Prozent der Eigenheime zum Einsatz.

Balkendiagramm: Von 10,8 Millionen Ein- und Zweifamilienhäusern haben 1,7 Millionen eine Solaranlage, 870.000 eine Wärmepumpe und 470.000 einen Heimspeicher.
Der Prosumer-Index misst den Fortschritt klimafreundlicher Technologien in den 10,8 Millionen deutschen Eigenheimen. In diesem Jahr erreicht der Index 9,5 von 100 möglichen Punkten. (Grafik: Lichtblick; Quelle: Lichtblick Prosumer-Report 2022/​EUPD Research)

Weitere relevante Technologien sind Wallboxen (acht Prozent), Heimspeicher (vier), Elektroautos (drei), Smart Meter (drei) und Energiemanagementsysteme (zwei Prozent). Die gute Nachricht ist: Das Ausbautempo hat 2021 bei fast allen Technologien angezogen.

Der für den Report entwickelte Prosumer-Index vergleicht die aktuelle Verbreitung der einzelnen Technologien mit ihrem Potenzial und gewichtet sie entsprechend ihrer Bedeutung. Photovoltaikanlagen machen dabei als Basis für das Prosuming 40 Prozent des Indexes aus, Managementsysteme nur fünf Prozent.

Für das Jahr 2022 erreicht der Prosumer-Index unterm Strich 9,5 von 100 möglichen Punkten. Das heißt: Weniger als zehn Prozent des Prosumer-Potenzials werden bisher in Deutschland ausgeschöpft.

Bürokratie bremst Prosumer-Markt aus

Schon zur Anmeldung einer Solaranlage gibt es vom Netzbetreiber ein dickes Formular, in das unzählige Informationen per Hand eingetragen werden müssen.

Nächste Hürde: Die Anlage muss im Marktstammdatenregister angemeldet werden – für Laien eine Herkulesaufgabe.

Je nach Wohnsituation müssen auch hinter dem Netzanschlusspunkt Strommengen geeicht gemessen werden. Jeder Zähler erfordert einen genormten, teuren und sperrigen Zählerschrank.

Ebenfalls schwierig wird es, dem Netzbetreiber anzubieten, je nach Netzzustand Strom aus der Solaranlage oder dem Speicher ein- oder auszuspeisen. Wer diese Flexibilität am Markt anbieten und eine Zusatzeinnahme erwirtschaften will, muss ähnliche Bedingungen erfüllen wie Großkraftwerke.

Geht die Anlage dann endlich ans Netz, muss zuweilen gar der Netzmeister vor Ort sein, was zu weiteren Verzögerungen führt.

Und immer häufiger wird der Bau einer Photovoltaikanlage vom Verteilnetzbetreiber sogar abgelehnt, weil er Netzengpässe befürchtet. Auch eine Wallbox kann aus diesem Grund versagt werden. Betroffene Haushalte werden so komplett vom Prosumer-Markt ausgeschlossen.

Technische und administrative Hürden abbauen

Prosumer dürfen nicht länger als "Störfall" der Stromversorgung behandelt werden. Sie haben ein Recht auf diskriminierungsfreien Zugang und übernehmen eine wichtige Rolle für die klimaneutrale Energieversorgung.

Um den Prosumer-Markt anzukurbeln, müssen die technischen und rechtlichen Stellschrauben neu eingestellt sowie bürokratische Hürden abgebaut werden. Folgende Maßnahmen können wirksam dazu beitragen:

  • Digitalisierung und einheitliche Bedingungen: Dicke Papierformulare sollten umgehend einem digitalen One-Stop-Shop für sämtliche Anmeldeprozeduren weichen. Außerdem gilt es, die technischen Anschlussbedingungen bundesweit zu vereinheitlichen.
  • Verbindliche Fristen: Anstelle langer Wartezeiten sollten Prosumer das Recht auf Zulassung und Netzanschluss der Anlage binnen vier Wochen erhalten.
  • Einheitliche Messkonzepte: Bisher müssen Messkonzepte von jedem der 900 Netzbetreiber einzeln genehmigt werden. Auch hier braucht es einen bundesweiten Standard, der für alle gilt.
  • Marktzugang: Heimspeicher, Wärmepumpen und E-Autos müssen einfach an Märkten teilnehmen und so ihren Beitrag für eine sichere und klimaneutrale Versorgung leisten können.
  • Clearingstelle: Analog zur EEG-Clearingstelle braucht es auch rund um die Probleme von angehenden Prosumern einen neutralen Ansprechpartner bei Konflikten mit dem Netzbetreiber und anderen Akteuren sowie zur Entrümpelung des technischen Wildwuchses.
  • Netz-Cluster: Der Betrieb der 900 Netzgebiete sollte bundesweit in 20 regionalen Netzclustern zusammengeführt werden. Das wäre effizienter und kostengünstiger, Stromkund:innen könnten um einige Milliarden Euro entlastet werden. Zudem erleichtert dies die Umsetzung bundesweit einheitlicher und digitalisierter Verfahren für die Anmeldung und den Netzanschluss.

Dieser Beitrag wurde nicht von der Redaktion erstellt. Er ist in Kooperation mit der Lichtblick SE in der Rubrik Advertorials erschienen.