Trotz Ökosiegel: Die grünen Gutverdiener kommen in der neuen UBA-Studie nicht gut weg. (Foto: Jonathan McIntosh/Flickr)

Das Einkommen beeinflusst den Energie- und Ressourcenverbrauch viel stärker als das Umweltbewusstsein. Das hat eine in dieser Woche vorgestellte Studie des Umweltbundesamtes (UBA) ergeben. Über die persönliche CO2-Bilanz der Bundesbürger entscheiden demnach vor allem die Nutzung von Flugzeug und Auto sowie die Größe und der Heizbedarf der Wohnung. Auch der Fleischkonsum spielt eine Rolle.

Das Überraschende: Ob jemand sich selbst für umweltbewusst hält oder nicht, ist dabei egal, es kommt nur auf das Einkommen an. "Menschen aus einfacheren Milieus, die sich selbst am wenigsten sparsam beim Ressourcenschutz einschätzen und die ein eher geringeres Umweltbewusstsein haben, belasten die Umwelt am wenigsten", stellten die UBA-Forscher fest.

Den Grund dafür fasst UBA-Chefin Maria Krautzberger so zusammen: "Mehr Einkommen fließt allzu oft in schwerere Autos, größere Wohnungen und häufigere Flugreisen – auch wenn die Menschen sich ansonsten im Alltag umweltbewusst verhalten." Diese wenigen großen Negativposten ließen sich dann auch durch das Einkaufen im Bioladen und die umweltfreundliche Lebensführung nicht mehr wettmachen.

Zwar sieht das Umweltbundesamt auch große Pluspunkte bei den "Umweltbewussten", vor allem wenn es um die Zustimmung zu besserer Umweltpolitik und um den Kauf klima- und umweltfreundlicher Produkte geht. Doch bei den allermeisten in dieser Gruppe halten es die Forscher nicht für gerechtfertigt, dass sie sich selbst als ökologisch vorbildlich einschätzen – die negativen Aspekte der eigenen Klima-Bilanz würden einfach zu stark ausgeblendet. Die Studie erhob laut UBA erstmals repräsentative Verbrauchs- und Emissions-Daten für die Bevölkerung unter Berücksichtigung aller wesentlichen Konsumfelder und gesellschaftlichen Gruppen.

Trotz allem bleiben gut verdienende, umweltbewusste Menschen für die Wissenschaftler eine wichtige Zielgruppe für Kampagnen zur CO2-Reduzierung. "Eine Kommunikation, die ihnen die Diskrepanz zwischen ihren guten Absichten und den effektiven Auswirkungen ihres Handelns aufzeigt, könnte sinnvoll sein", schreiben sie in einem Begleitpapier.

Wachstum und Ungleichheit

Schon im Jahr 2012 hatte eine internationale Studie ergeben, dass es weltweit keinem einzigen Land gelingt, hohe Einkommen und einen hohen Lebensstandard mit einem niedrigen CO2-Ausstoß zu vereinbaren. Allerdings fanden die Forscher sehr wohl Länder, deren Bewohner mit niedrigen Einkommen und entsprechend niedrigen Emissionen dennoch einen hohen Lebensstandard erreichen. Sie schlossen daraus, dass weiteres Wirtschaftswachstum in den reichen Staaten nicht in eine klimafreundliche Welt führt.

Dieser Mann in Chile hat auch ohne viel Kohlendioxidemissionen eine hohe Lebenserwartung. Diese Größe – und nicht monetäre Kennzahlen – nahm die internationale Studie als Maß für den Lebensstandard. (Foto: Diego Grez/​Wikimedia Commons)

Neben dem Durchschnitts­einkommen eines Landes spielt aber auch das Verhältnis von hohen und niedrigen Einkommen eine Rolle: In ihrem 2010 erschienenen Buch "Gleichheit ist Glück" hatten die britischen Gesundheitsforscher Richard Wilkinson und Kate Pickett dargelegt, warum soziale Ungleichheit nach ihren Erkenntnissen das größte Hindernis für eine zukunftsfähige Gesellschaft ist.

Daran anknüpfend fanden österreichische Umweltforscher auch dezidierte Belege für eine negative Umweltwirkung von sozialer Ungleichheit. Und eine Studie der Österreichischen Energieagentur kam schon 2012 zu ähnlichen Ergebnissen wie jetzt das deutsche Umweltbundesamt.

Lesen Sie dazu die Kolumne von Joachim Wille: Die ökologischen Scheinriesen

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