Schematische Darstellung: Lachgasemissionen entstehen vor allem durch Landnutzung.
Lachgasemissionen entstehen vor allem durch Landnutzung. (Grafik: Tian et al. 2020/Nature, Global Carbon Project, International Nitrogen Initiative)

Geht es um Treibhausgase, stehen an erster Stelle meist die CO2-Emissionen. "Aufgeholt" in der öffentlichen Aufmerksamkeit hat inzwischen das deutlich stärkere Klimagas Methan. Ist Methan etwa 30-mal so klimawirksam wie CO2, so besitzt Lachgas sogar eine 300-mal so starke Wirkung wie Kohlendioxid.

Lachgas, chemisch Distickstoffoxid (N2O), hält sich rund 120 Jahre lang in der Atmosphäre auf. Seine Konzentration liegt dort heute schon um rund 20 Prozent über dem vorindustriellen Wert, und es trägt zwischen sechs und neun Prozent zum globalen Klimaeffekt bei.

Für den menschengemachten Lachgasausstoß ist vor allem der Düngemitteleinsatz in der Landwirtschaft verantwortlich. Aufgrund der wachsenden Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln könnte deshalb der N2O-Ausstoß weiter zunehmen, ergab eine jetzt in der Zeitschrift Nature publizierte internationale Studie.

Die bis dato umfassendste Bewertung aller Lachgasquellen und -senken wurde von einem Team erarbeitet, dem 57 Wissenschaftler:innen aus 14 Ländern angehörten. Die Leitung lag bei der Auburn University im US-Bundesstaat Alabama.

Laut der Studie gelangen derzeit jährlich um die 17 Millionen Tonnen Lachgas in die Atmosphäre. Etwa 7,3 Millionen Tonnen davon beruhen auf menschlichen Aktivitäten, die zu mehr als der Hälfte in der Landwirtschaft stattfinden.

"Verursacht ist der Anstieg der Distickstoffoxidkonzentration in der Atmosphäre vor allem durch den Einsatz von stickstoffhaltigen Düngemitteln – dazu gehören sowohl synthetische Dünger als auch organische Dünger aus tierischen Ausscheidungen", sagte die Ökosystemforscherin Almut Arneth vom ebenfalls beteiligten Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Lachgas-Ausstoß verstärkt sich selbst

"In den Jahren 2007 bis 2016 verursachte die landwirtschaftliche Produktion fast 70 Prozent des anthropogenen globalen N2O-Emissionsanstiegs seit den 1980ern", erläuterte Arneth.

Darüber hinaus zeichnet sich laut der Studie inzwischen eine Rückkopplung zwischen der zunehmenden N2O-Konzentration und der globalen Erwärmung ab. Fazit der Forscher: Angesichts stark steigender Lachgasemissionen stehen die Klimaziele des Paris-Abkommens auf dem Spiel.

Regional gesehen geht der Anstieg der Emissionen laut der Studie vor allem auf wachsende Emissionen in Schwellenländern wie Brasilien, China und Indien zurück. Dort hätten intensiver Ackerbau und Viehbestand stark zugenommen.

In Europa ist es den Forscher:innen zufolge gelungen, die anthropogenen N2O-Emissionen sowohl in der Landwirtschaft als auch in der chemischen Industrie zu senken – ausgehend von einem hohen Niveau.

Ein Grund für die Reduzierung sei, dass Stickstoff in der Agrarwirtschaft effizienter eingesetzt wird. Dies geschieht allerdings nicht aus Gründen des Klimaschutzes, sondern um die Wasserbelastung zu reduzieren.

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