Kohlekraftwerk mit rauchenden Schornsteinen und dampfenden Kühltürmen vor orangefarbenem Abendhimmel.
In Schwellenländern, aber auch in Ländern wie Deutschland gibt es noch viele aktive Kohlekraftwerke. (Foto: Martin Lisner/​Shutterstock)

Der Weltklimarat IPCC hat heute den dritten Teil seines sechsten Sachstandsberichts veröffentlicht. Dieser Teil befasst sich vor allem mit den Aussichten, wie sich die globale Erwärmung bis zum Jahr 2100 entwickeln wird – abhängig davon, wie stark die Treibhausgas-Emissionen bis wann gesenkt werden und welche technischen, ökonomischen und sozialen Wege dafür zur Verfügung stehen.

Die Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (Summary für Policy Makers) wurde am heutigen Montag von den 195 Mitgliedsregierungen des IPCC auf einer virtuellen Sitzung angenommen.

Das dauerte länger als beim letzten IPCC-Bericht und bei allen Berichten zuvor.

Für den Herbst ist noch ein sogenannter Synthesebericht angekündigt, der die Erkenntnisse aus den ersten drei Bänden zusammenführt. Der erste Teil war bereits im August 2021 und der zweite im Februar dieses Jahres erschienen.

Im Folgenden listet Klimareporter° einige zentrale Aussagen aus der mehr als 60 Seiten starken politischen Zusammenfassung des dritten Bandes auf.

  • Von 2010 bis 2019 ist der weltweite Ausstoß von menschengemachten Treibhausgasen auf 59 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent gestiegen, eine Zunahme um zwölf Prozent. Damit waren die Treibhausgasemissionen so hoch wie noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Anteil daran haben, wenn auch in unterschiedlichem Maße, alle bekannten Treibhausgase wie CO2, Methan, Lachgas und die weiteren.
  • Die Wachstumsrate der Treibhausgasemissionen sank dabei leicht. Lag sie von 2000 bis 2010 im Schnitt bei 2,3 Prozent jährlich, so verringerte sie sich von 2010 bis 2018 auf 1,3 Prozent.
  • Die globale Corona-Pandemie führte 2020 zu einem Rückgang der CO2-Emissionen um knapp sechs Prozent gegenüber 2019. Im zweiten Halbjahr zogen die Emissionen aber schon wieder an.
  • Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, muss in den frühen 2050er Jahren CO2-Neutralität erreicht werden. Berücksichtigt sind dabei offenbar auch Szenarien einer geringen wie auch starken zeitweisen Überschreitung des 1,5-Grad-Limits ("Overshoot"). Eine Begrenzung der Erwärmung auf etwas unter zwei Grad erfordert CO2-Neutralität in den frühen 2070er Jahren.
  • Die meisten Reduktionspfade, die das 1,5- oder Zwei-Grad-Limit einhalten, setzen auch auf CO2-Abbau in der Atmosphäre und negative CO2-Emissionen.
  • Um die Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen zu können, müssen die globalen Treibhausgas-Emissionen spätestens 2025 ihren Höchststand erreichen und schon bis 2030 um etwa 43 Prozent sinken. Zugleich müssen gerade die besonders klimawirksamen Methanemissionen um etwa ein Drittel reduziert werden.
  • Werden die Klimazusagen der Staaten (Nationally Determined Contributions, NDCs), wie sie auf dem Klimagipfel im vergangenen November in Glasgow verkündet wurden, eingehalten, wird die globale Erwärmung im Laufe dieses Jahrhunderts trotzdem die 1,5-Grad-Grenze übersteigen.

  • Gibt es weltweit keine neuen klimapolitischen Maßnahmen und werden die bereits gegebenen Zusagen nicht eingehalten, droht eine globale Erwärmung um 3,2 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts.

  • Die Potenziale des immer wahrscheinlicher werdenden Einsatzes von CO2-Entnahmetechnologien (Carbon Dioxide Removal, CDR), um das 1,5-Grad-Limit einzuhalten oder wieder zu erreichen, werden für dieses Jahrhundert auf 30 bis 780 Milliarden Tonnen geschätzt.
     
    Berücksichtigt wurden dabei zwei großtechnische Verfahren: Bioenergie mit CO2-Speicherung (BECCS) sowie die direkte CO2-Abscheidung aus der Luft mit anschließender Verpressung (DACCS), in beiden Fällen also mit CCS-Technologie.

  • Seit 2010 ist der Energiebedarf pro Einheit Wertzuwachs weltweit um jährlich etwa zwei Prozent zurückgegangen – dieses Effizienzplus wurde jedoch offenbar durch das Wachstum beim Verbrauch überkompensiert.
  • Das Ausmaß der Emissionen unterscheidet sich erheblich zwischen den einzelnen Ländern sowie zwischen reichen und armen Menschen innerhalb der Länder. Das spiegelt die globalen Einkommensunterschiede wider. Weltweit verursachen die zehn Prozent der Haushalte, die über die höchsten Pro-Kopf-Emissionen verfügen, 34 bis 45 Prozent der verbrauchsbedingten Treibhausgas-Emissionen aus den Haushalten.
     
    Die 40 Prozent der Haushalte mit mittlerem Einkommen verursachen 40 bis 53 Prozent der entsprechenden Emissionen. Die "restlichen" 50 Prozent der Haushalte mit geringem Einkommen bringen nur 13 bis 15 Prozent der globalen Emissionen hervor.
  • Rund 48 Prozent der Weltbevölkerung leben nach Daten von 2019 in Ländern, die im Schnitt jährlich mehr als sechs Tonnen CO2-Äquivalent pro Kopf emittieren, 35 Prozent leben in Ländern mit einem Pro-Kopf-Ausstoß von mehr als neun Tonnen, weitere 41 Prozent in Ländern mit einem Pro-Kopf-Ausstoß von weniger als drei Tonnen.
     
    In den letztgenannten Ländern mit besonders niedrigen Emissionen verfügt ein erheblicher Teil der Bevölkerung über keinen Zugang zu modernen Energiedienstleistungen. Die Beseitigung von extremer Armut und Energiearmut sowie das Erreichen eines angemessenen Lebensstandards sei aber in naher Zukunft möglich, ohne dass die globalen Emissionen signifikant ansteigen.

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