Die 86-jährige Marlene Kopp mit zwei Perden auf der Wiese an ihrem Haus.
Marlene Kopp aus Kuckum kann ihren gesamten Haushalt jetzt mit Solarstrom versorgen. (Bild: Andreas Fechner/​GPE)

Tag und Nacht fräsen sich die riesigen Schaufelradbagger durch die Landschaft im Rheinischen Braunkohlerevier westlich von Köln, graben durch fruchtbaren Lößboden und dann Schicht um Schicht weiter. Fast einen halben Kilometer tief sind die Gruben, eine Mondlandschaft.

Ganze Dörfer wurden und werden für die Stromproduktion aus dem fossilen Brennstoff geopfert – so wie Lützerath, das jetzt trotz allen Widerstands dem Tagebau Garzweiler weichen muss. Doch auch in anderen Dörfern bangten die Bewohner:innen um ihre Heimat. In Kuckum beispielsweise.

Dort lebt die 86-jährige Marlene Kopp. Wie schon ihre Eltern, Großeltern und Urgroßeltern ist sie hier auf einem Bauernhof aufgewachsen – zwischen Hühnern und Kühen. Die Zukunft des Ortes mit der langen Geschichte war allerdings für Jahrzehnte ungewiss. Denn Kuckum sollte im Garzweiler-Loch verschwinden.

Schon in den 1980er-Jahren begannen die Kopps, sich dagegen zu wehren. Sie liefen auf Demonstrationen mit, reihten sich in Menschenketten ein. Und sie standen nicht allein. Aus ganz Deutschland unterstützten Menschen die Bewohner:innen der Dörfer bei ihren Protesten im Rheinischen Revier gegen den Abbau der klimaschädlichen Braunkohle. Viele beteiligten sich selbst an Demonstrationen. Andere machten ihrem Ärger in Briefen an Politik und Medien Luft.

Politischer Fördertarif für die Energiewende

Doch auch mit der Wahl des eigenen Stromtarifes kann man die Menschen in den Braunkohlegebieten direkt unterstützen – durch den Bau von Solaranlagen als Alternative zur schmutzigen Braunkohle.

Porträtaufnahme von Janne Andresen.
Janne Andresen von Green Planet Energy hat den Solarstrom-plus-Fördertarif 2017 mit aus der Taufe gehoben. (Bild: Enver Hirsch/​GPE)

Seit 2017 bietet der genossenschaftliche Ökoenergieanbieter Green Planet Energy, 1999 von Greenpeace gegründet, den Tarif "Solarstrom plus" an. Wer ihn bucht, zahlt pro Kilowattstunde verbrauchten Strom einen Fördercent extra, aus dem die Photovoltaikanlagen finanziert werden.

"Der Gedanke war, einen politischen Fördertarif für die Energiewende speziell im Rheinischen Revier und in der Lausitz einzurichten", sagt Janne Andresen, die den Tarif vor gut sechs Jahren mitentwickelt hatte.

Rund 13.500 Kund:innen haben sich bislang dafür entschieden – im Gegenzug erhalten sie dafür zehn Prozent Sonnenenergie aus PV-Anlagen direkt in den Kohleregionen.

27 Projekte in allen deutschen Braunkohlegebieten wurden so inzwischen unterstützt. Insgesamt kommen diese Solaranlagen auf mehr als 460 Kilowatt Spitzenleistung, erklärt Janne Andresen.

Kirchengemeinde produziert jetzt Energie

Einige davon wurden in Bergheim installiert. Das Städtchen liegt nur wenige Kilometer östlich des Tagebaus Hambach. Dort engagiert sich Martin Achtelik im Vorstand der örtlichen Kirchengemeinde. Viele Bürger:innen von Bergheim und der Region hatten und haben ein ambivalentes Verhältnis zur Kohle. Zwar bot der Braunkohletagebau früher viele Arbeitsplätze.

So auch für Martin Achtelik. Vor seiner Pensionierung war er Leiter eines Werks zur Braunkohleveredelung. Doch die Folgen der Klimakrise sind unübersehbar – und auch Achtelik weiß, dass durch die Verbrennung von Braunkohle noch mehr CO2 frei wird als bei anderen fossilen Brennstoffen. "Die regenerativen Energien", sagt er, "sind die einzige logische Antwort."

Martin Achtelik steht zwischen den Solarpaneelen auf dem Dach des Pfarrheims der Stadt Bergheim.
Mit der großen Solaranlage auf dem Pfarrheim will Kirchenvorstand Martin Achtelik aus Bergheim ein Beispiel geben. (Bild: Andreas Fechner/​GPE)

Im Kirchenvorstand plädierte Achtelik dafür, die Gemeinde selbst zum Energieproduzenten zu machen. Die Dächer des Pfarrheims und der Kindergärten, welche die Gemeinde betreibt, eignen sich schließlich ideal für die Erzeugung von Solarstrom.

Allerdings waren die Kosten für den Bau der Anlagen hoch – zu hoch. Möglich wurde der Bau nur, weil die Gemeinde einen Zuschuss aus dem Solarstrom-plus-Fördertopf erhielt.

Mittlerweile produzieren die Photovoltaikanlagen an schönen Tagen weit mehr Strom, als die Gemeindebauten verbrauchen. Der Überschuss wird dann ins Stromnetz eingespeist – und aus dem Erlös kann die Gemeinde unter anderem soziale Projekte finanzieren.

Auch Privatleute können sich um Fördermittel bewerben. "Wir fördern gerne für den Klimaschutz engagierte Personen und Organisationen", sagt Janne Andresen. Wichtig sei, dass die Projekte und deren Initiator:innen den am Gemeinwohl orientierten Werten von Green Planet Energy entsprechen.

Und: Dem Antrag muss ein konkretes Angebot eines Solarteurs beigefügt werden. Hinzu kommen Kriterien wie die Größe der geplanten Anlage und deren Kosten sowie die räumliche Nähe zu fossilen Kraftwerken oder Tagebauen.

Kuckum schaut nach vorn

Marlene Kopp aus Kuckum gehört zu denen, die davon profitierten. "Dass ich in meinem Alter noch zur Energieerzeugerin geworden bin, kann ich kaum glauben", sagt die 86‑Jährige mit Blick auf die in der Sonne glänzenden Solarpaneele auf dem Scheunendach ihres Bauernhofs.

Solarstrom plus

Solarstrom plus ist der Fördertarif von Green Planet Energy für die Energiewende in den deutschen Kohleregionen:

  • Jeder Fördercent pro verbrauchter Kilowattstunde fließt in den Bau neuer Solaranlagen in Kohlerevieren und in politische Arbeit für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern.
  • Alle Tarifkund:innen erhalten zehn Prozent Solarstrom direkt aus den Fördergebieten
  • und die restlichen 90 Prozent echten Ökostrom mit hohem Windkraftanteil,
  • geprüft und zertifiziert mit Qualitätssiegeln, unter anderem von Greenpeace e.V.
  • Alle Lieferkraftwerke werden transparent veröffentlicht.

Die Durchhaltekraft der Familie, gestärkt durch die Solidarität vieler Unterstützer:innen, hat sich politisch ausgezahlt. Denn auch als Ergebnis der jahrzehntelangen Proteste haben sich das Land Nordrhein-Westfalen und der Energiekonzern RWE verpflichtet, die Kohleförderung im Tagebau Garzweiler bis 2030 zu beenden.

Das Dorf Kuckum bleibt deshalb verschont. "Ich bin froh, dass wir nirgendwo anders mehr hingehen müssen. Wir können in der Heimat bleiben und wieder in Ruhe schlafen", sagt Marlene Kopp erleichtert.

Dennoch sollen sich die Schaufelbagger noch sieben Jahre lang durch die Landschaft im Rheinischen Revier fräsen. Dabei ist ein weitaus früherer Kohleausstieg erforderlich, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern. Der Ausbau der Solarenergie wird dabei eine Schlüsselrolle spielen. Die Aufgabe scheint riesig.

Einschüchtern aber lassen sich Familie Kopp und die anderen Bewohner:innen von Kuckum nicht. Sie schauen längst nach vorn und haben die Initiative "Zukunftsdörfer" mit ins Leben gerufen, der auch andere vor den Baggern gerettete Dörfer angehören. Eine Überzeugung teilen sie alle: Gemeinsam schaffen wir den Umstieg auf erneuerbare Energien.

Dieser Beitrag wurde nicht von der Redaktion erstellt. Er ist in Kooperation mit der Green Planet Energy e.G. in der Rubrik Advertorials erschienen.