Der Hochlauf der Elektroautos ist in einer kritischen Phase. Nach einem Einbruch der Neuzulassungen für reine "Stromer" im vergangenen Jahr hat der Verkauf zuletzt wieder deutlich zugenommen, im Mai wurde ein Rekordanteil von 18 Prozent erreicht. Um bei der Mobilität wenigstens die Klimaziele zu schaffen, wenn schon keine Verkehrswende, ist die Dynamik aber zu gering.
Nachdem die Bundesregierung eine Förderung von in Unternehmen genutzten E‑Autos und Dienstwagen angekündigt hat, macht nun der hessische Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) einen Vorstoß für private Autonutzer.
Er schlägt vor, die von der Merz-Koalition geplanten Kaufanreize auch rückwirkend zu zahlen, um zu verhindern, dass potenzielle Käufer ihre Entscheidungen weiter aufschieben. Nur so könne "die unterstützende Wirkung für die heimische Autoindustrie" gesichert werden.
Der Vorschlag findet sich in einem Brief Mansooris an Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD), der Klimareporter° vorliegt. Darin heißt es, die Anreize sollten auch dann in Anspruch genommen werden können, "wenn ein Fahrzeug ab sofort gekauft wird (förderunschädlicher Erwerb)".
Lob von der Autoindustrie
Tatsächlich wird davon ausgegangen, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis die Koalition von Union und SPD die Förderung beschließt. Mansoori glaubt, dass eine vorzeitige Ankündigung Klingbeils dazu beitragen würde, den aktuellen Boom bei den E‑Autos zu verstärken.
Die Höhe der Kaufanreize und deren Ausgestaltung ist noch nicht bekannt. Die Ampel-Koalition hatte zuletzt beim Kauf eines E‑Autos mit einem Listenpreis von bis zu 40.000 Euro einen "Umweltbonus" von 4.500 Euro spendiert, darüber bis 65.000 Euro 3.000 Euro. Die Prämie wurde Ende 2023 abrupt beendet, danach ging der E‑Auto-Absatz in den Keller.

Der Automobilhersteller-Verband VDA lobt die jetzt vom Bund angekündigten Hilfen. Danach sollen Unternehmen E‑Autos künftig bereits im ersten Jahr zu 75 Prozent abschreiben können, zudem wird die Preisobergrenze von Dienstwagen um 25.000 Euro auf 100.000 Euro erhöht. Der VDA erklärte hierzu, dies könne "wertvolle und nachhaltige Impulse für die Marktentwicklung der E‑Mobilität leisten".
Beim Importeursverband VDIK hieß es, zusätzlich seien die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen für Privatkunden und den Gebrauchtwagenmarkt nötig. Der Verband moniert, dass nur gekaufte, nicht aber geleaste Fahrzeuge gefördert würden, obwohl Leasing "im gewerblichen Geschäft den überwiegenden Teil der Zulassungen ausmacht", wie VDIK-Chefin Imelda Labbé betonte.
Insgesamt liegt der Automarkt nach VDA-Angaben weiter um rund ein Viertel unter dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019. Constantin Gall von der Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) in Stuttgart führt dies neben hohen Neuwagenpreisen auf Arbeitsplatzsorgen bei den Verbrauchern und Investitionszurückhaltung bei den Unternehmen zurück.
Der aktuelle Boom bei den E‑Autos gründet für Gall vornehmlich darauf, dass viele Hersteller den Preisunterschied zwischen Verbrennern und vergleichbaren E‑Autos deutlich reduziert hätten. Zudem böten sie sehr attraktive Finanzierungs- und Leasingmöglichkeiten an.
Der Kasseler Verkehrswissenschaftler Helmut Holzapfel hält Mansooris Initiative für wichtig, um den Absatz von E‑Fahrzeugen weiter zu beschleunigen und sie gerade auch bei Privatleuten zum Standard zu machen. "Die Sorge, eine künftige Förderung zu verpassen, fällt dann weg", sagte er gegenüber Klimareporter°.
Holzapfel empfahl dem Bund, sich bei der Förderung auch am erfolgreichen französischen Modell des "Social Leasing" zu orientieren. Dadurch könnten auch ärmere Haushalte auf E‑Autos umsteigen, und es werde das bisher vernachlässigte Klein- und Kompaktwagen-Segment gefördert.
Das sei dann auch für die deutschen Hersteller ein Anreiz, die billigeren, leichteren Modelle voranzubringen.