Das Tachometer zeigt 100 Kilometer pro Stunde.
Tempo 100 hat laut Umweltbundesamt fast den dreifachen Klimaeffekt von Tempo 130. (Foto: Wiroj Roudkhlay/​Shutterstock)
 

Um sein Klimaziel für 2030 zu erreichen, muss der Verkehr in Deutschland seine CO2-Emissionen um etwa 60 Millionen Tonnen im Jahr senken. Das Klimapaket der Bundesregierung erbringt aber – selbst bei einem CO2-Preis von 65 Euro ab 2026 – nur ein jährliches Minus von rund 18,5 Millionen Tonnen, bescheinigte das Berliner Wirtschaftsforschungsinstitut DIW kürzlich der Bundesregierung. Das läuft auf eine "Klimalücke" von knapp 40 Millionen Tonnen hinaus.

Die DIW-Forscher halten deswegen "zusätzliche flankierende Klimamaßnahmen" im Verkehr für geboten. Eine davon könnte ein Tempolimit auf Autobahnen sein, stellte das Umweltbundesamt (UBA) heute zum wiederholten Mal klar.

Ein generelles Tempolimit auf Bundesautobahnen könnte die Emissionen deutlich verringern – je nach Höhe. Bei 100 Kilometern pro Stunde ergibt sich laut UBA ein jährliches Minus von 5,4 Millionen Tonnen CO2. Mit Tempo 120 liegen die Einsparungen bei 2,6 Millionen und mit 130 noch bei 1,9 Millionen Tonnen.

Gerade der Verkehrssektor habe seit 1990 wenig zum Klimaschutz beigetragen, sagte UBA-Präsident Dirk Messner am heutigen Freitag in Dessau. "Hier muss jede Möglichkeit genutzt werden, erst recht, wenn sie nahezu kostenlos und sofort umsetzbar ist."

Das UBA berechnete die Einspareffekte aufgrund aktueller Verbrauchsdaten von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen sowie der auf Autobahnen gefahrenen Geschwindigkeiten. Berücksichtigt wurden nur direkte Wirkungen und nicht mittelfristige wie ein Umstieg auf leichtere oder geringer motorisierte Fahrzeuge.

Tempolimit wirkt sofort

Verglichen mit anderen Klimaschutzmaßnahmen im Verkehr ist ein Tempolimit besonders effizient, betont das UBA. Die Stärkung des Güterverkehrs auf der Schiene und die Modernisierung der Binnenschiffe würden zwar eine jährliche Minderung von ungefähr zwei Millionen Tonnen bringen – allerdings erst im Jahr 2030 in voller Höhe und mit Kosten von mehreren Milliarden Euro.

Erst vor zwei Wochen  hatte ein vom Umweltausschuss des Bundesrats gefordertes generelles Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen in der Länderkammer keine Mehrheit gefunden.

Selbst der grüne Verkehrsminister von Baden-Württemberg, Winfried Herrmann, sagte zu dem Tagesordnungspunkt, er wolle "nicht die Endlosdebatte 'Tempolimit auf Autobahnen' führen", sondern lieber darüber reden, dass sich die Zahl der Verkehrstoten deutlich reduzieren lasse, wenn als Grundgeschwindigkeit in Städten Tempo 30 und auf Landstraßen Tempo 80 gelte.

Anton Hofreiter, Grünen-Fraktionschef im Bundestag und langjähriger Verkehrspolitiker, erklärte zu den neuen UBA-Berechnungen, angesichts der Fakten müsse sich die Union nun von ihrer "Raserideologie" trennen. CDU und CSU dürften eine sinnvolle Geschwindigkeitsbegrenzung nicht länger blockieren, so Hofreiter. ADAC, Kirchen und "viele Parteien" hätten die Union längst überholt. 

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