Der Verbrenner gilt weltweit als Auslaufmodell. China führt die Bewegung an, doch auch die EU und USA haben das Ziel ausgegeben, die motorisierte Mobilität auf Elektroantrieb umzustellen.
Auch wenn es hierbei Rückschläge gibt – siehe den Einbruch bei den Verkaufszahlen in Deutschland, nachdem die Ampel-Bundesregierung Zuschüsse gekappt hat –, wirkt sich das schon heute auf den globalen Erdölverbrauch aus.
Laut einer Analyse des Analysehauses Bloomberg New Energy Finance (Bnef) könnten Ölproduzenten dadurch schon bald vor einem Nachfrageproblem stehen.
Bereits heute senken E‑Fahrzeuge den globalen Bedarf um fast 1,8 Millionen Barrel Öl pro Tag, wie Bloombergs "Road Fuel Outlook" zeigt. Das ist ungefähr so viel, wie das Schwellenland Mexiko verbraucht und entspricht gut zwei Prozent der weltweiten Produktion.
Trotz einiger Hindernisse beim Übergang zur Elektromobilität werde sich diese Zahl bis 2027 verdoppeln und bis 2029 verdreifachen – auf dann 5,4 Millionen Barrel. Die Bloomberg-Analysten sagen voraus, dass der Ölverbrauch im Straßensektor, dem Haupt-Absatzmarkt, in drei Jahren seinen Höhepunkt erreichen und dann kontinuierlich absinken wird.
Auch die Nachfrage nach Biosprit und nach sogenannten E‑Fuels, die unter Verwendung von Strom hergestellt werden, wird laut der Prognose 2030 ihren Höhepunkt erreichen, da deren Potenzial begrenzt sei.
Jedes zweite E-Auto steht in China
Der globale Erdölverbrauch ist seit dem Zweiten Weltkrieg stetig angestiegen, unterbrochen nur von Wirtschaftskrisen. Die beiden Ölpreis-Krisen in den 1970er Jahren, der globale Finanzkollaps 2008 und 2009 und zuletzt die Corona-Pandemie hatten neben ökonomischen Einbrüchen auch einen vorübergehend geringeren CO2-Ausstoß zur Folge.
Derzeit sind die USA, Saudi-Arabien und Russland die wichtigsten Förderländer. Die zehn größten Ölproduzenten liefern über 70 Prozent des weltweiten Bedarfs von rund 82,6 Millionen Barrel pro Tag. Das Öl wird hauptsächlich im Transportwesen verbraucht, als Benzin, Diesel und Kerosin, ist aber auch Grundstoff zur Herstellung von Plastik oder Arzneimitteln.
Die Umstellung auf E‑Mobilität hat in den letzten Jahren deutlich Fahrt aufgenommen, auch wenn der Anteil am gesamten weltweiten Fahrzeugbestand von rund 1,6 Milliarden Stück noch gering ist.
Im Jahr 2023 gab es global etwa 42 Millionen Elektroautos, über 14 Millionen mehr als im Vorjahr. Davon waren rund 23,4 Millionen, also gut die Hälfte, in China gemeldet. Laut einer Prognose der Internationalen Energieagentur IEA könnte es 2030 aber schon 200 Millionen E‑Autos geben.
China ist nicht nur der größte Automarkt weltweit, sondern seit dem letzten Jahrzehnt auch führend dabei, die E‑Mobilität zu etablieren. Die Führung in Peking strebte Vorteile auf dem Weltmarkt damit an, sich an die Spitze des Trends zum E‑Auto zu setzen. China zielte damit auch auf eine Verbesserung der Luftqualität in den smoggeplagten Metropolen des eigenen Landes.
Kein abrupter Niedergang der Ölbranche
Inzwischen gehen die Zulassungszahlen auch in anderen Ländern nach oben, was sich laut Bnef spürbar auf den Absatz von Benzin und Diesel auswirkt. So sähen sich Tankstellen-Ketten in den USA und Europa bereits mit einem schrumpfenden Markt konfrontiert.
Die Bloomberg-Analysten erwarten, dass die Ölkonzerne wegen des sinkenden Bedarfs an Benzin und Diesel ihren Fokus künftig stärker auf Wachstumsmärkte für Kraftstoffe wie Luftfahrt und Petrochemie richten werden.
Sie sehen daher keinen abrupten Niedergang der Branche, zumal der Absatz von Kraftstoffen für Verbrenner, deren Nutzungsdauer üblicherweise mehr als 20 Jahre beträgt, noch länger hoch bleibt. Öl-basierte Motoren würden weiterhin große Teile der globalen Wirtschaft antreiben.
Um wie viel klimafreundlicher E‑Autos gegenüber Verbrennern sind, hängt stark vom jeweiligen Strommix des Landes ab, in dem die Fahrzeuge produziert und gefahren werden.
Für Deutschland zeigte eine aufwendige Untersuchung in diesem Jahr, dass per Batterie angetriebene Pkw bereits heute im Schnitt für etwa 40 Prozent weniger CO2 verantwortlich sind als vergleichbare Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotor – obwohl ein Teil der Elektrizität noch aus Kohle- und Erdgas-Kraftwerken stammt.
Deutlich schlechter fällt die Ökobilanz der E‑Autos bisher in ihrem Eldorado China aus. Dort kommen noch fast 60 Prozent des Stroms aus Kohle. Dieser Anteil dürfte trotz des von der Regierung in Peking forcierten Ausbaus von Solar- und Windenergie erst langsam sinken.