
Die neue Bundesregierung will den Absatz von E‑Autos wieder stärker ankurbeln, nachdem die Ampel-Koalition die Förderung wegen ihrer Finanznöte Ende 2023 abrupt gestoppt hatte. Ein Vorschlag dazu kommt nun vom europäischen Verkehrsdachverband Transport & Environment (T&E).
T&E Deutschland fordert von der schwarz-roten Koalition die Einführung eines Social Leasing nach französischem Beispiel. Ein solches Modell habe ein enormes Potenzial, die Nachfrage nach erschwinglichen E‑Autos zu stimulieren, einkommensschwache Haushalte zu entlasten und die Emissionen im Verkehrssektor zu senken.
Der Verband moniert, dass bisherige Fördermaßnahmen für E‑Mobilität wie der "Umweltbonus" der Ampel vor allem Besserverdienende erreicht hätten, die sich die trotz Kaufprämien immer noch teuren Wagen überhaupt leisten konnten. Beim Kauf eines E‑Autos mit einem Listenpreis von bis zu 40.000 Euro gab es zuletzt 4.500 Euro Bonus, darüber bis 65.000 Euro 3.000 Euro.
Menschen mit geringem Einkommen seien außen vor geblieben – obwohl gerade sie am stärksten unter steigenden Energiepreisen leiden und ältere Autos fahren würden, so T&E. Ein Social Leasing könne helfen, dies auszugleichen.
Die Organisation verweist in diesem Zusammenhang auf das erfolgreiche französische Programm, das die Regierung Macron Anfang 2024 eingeführt hatte. Es richtete sich an Haushalte mit geringem und mittlerem Einkommen und ermöglichte es ihnen, E‑Autos zu einem Preis von 50 bis 150 Euro pro Monat zu leasen.
Kleinere Fahrzeuge europäischer Hersteller
Für dieses Jahr ist eine Wiederauflage des Programms angekündigt, nachdem es 2024 wegen Erschöpfung der Mittel vorzeitig nach nur sechs Wochen gestoppt werden musste. Paris hatte mit 20.000 bis 25.000 Leasingverträgen gerechnet, doch gingen in der kurzen Zeit bereits 90.000 Anträge ein, von denen 50.000 bewilligt wurden.
T&E hat die Effekte eines Social Leasing für Deutschland vom Öko-Institut durchrechnen lassen. Danach könnte ein solches Programm den Markt für günstige E‑Autos im Jahr 2026 verdreifachen. Das werde mittelfristig auch den Gebrauchtwagenmarkt stärken, wovon weitere Käuferschichten profitieren könnten.
Auch der Klimaeffekt wäre beachtlich: Allein 100.000 durch Social Leasing ersetzte alte Verbrenner könnten danach rund 218.000 Tonnen CO2 im Jahr einsparen.
Der Verband fordert von der neuen Bundesregierung, ein Social Leasing zügig über eine Förderrichtlinie einzuführen. Anspruchsberechtigt sollten Menschen der unteren vier von zehn Einkommensklassen sein, die keine Alternative zum Auto haben. Wichtig sei eine praktikable Einkommensprüfung auf Haushaltsebene, etwa über den Einkommensteuerbescheid.
Um die europäische Autoproduktion zu stärken, empfiehlt T&E zudem, das Programm auf kleinere Fahrzeuge bis etwa zur Mittelklasse zu fokussieren, die in der EU gefertigt werden. Dies sichere Arbeitsplätze und fördere die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Hersteller im unteren Preissegment, in dem die Verkäufe bisher gering sind.
Gerade neue Modelle wie der VW ID 2, die in Europa produziert werden sollen, könnten so eine planbare Nachfrage erhalten. Hersteller VW hat sich bereits für ein Social Leasing ausgesprochen.
"Frankreich hat Mut bewiesen und Social Leasing mit vollem Erfolg angestoßen", sagte Susanne Goetz von T&E. Deutschland müsse jetzt nachziehen. Eine Maßnahme mit so breitem Zuspruch solle ganz oben auf der Tagesordnung stehen. "Dabei können wir von den Erfahrungen in Frankreich profitieren und die deutsche Version noch zielgerichteter und umfangreicher gestalten."