Kieselalgen durchs Mikroskop gesehen
Eisendüngung von Ozeanen soll das Wachstum etwa von Kieselalgen – hier unter dem Mikroskop – anregen und so CO2 binden. Auch diese Geoengineering-Methode ist wegen ihrer Gefahren umstritten. (Foto: Gordon Taylor/​Wikimedia Commons)

Es ist gerade noch möglich, die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wie es das Pariser Klimaabkommen verlangt. Das zeigte vor anderthalb Jahren ein Bericht des Weltklimarats IPCC.

Nahezu alle Wege, die der IPCC als gangbar ermittelt hat, erfordern aber neben einer schnellen Reduktion des Treibhausgas-Ausstoßes auch "negative Emissionen". Das bedeutet: Der Atmosphäre muss CO2 entzogen werden.

Am einfachsten sind das Wiederaufforsten gerodeter Wälder, das Wiedervernässen trockengelegter Feuchtgebiete und das Wiederherstellen von Mangrovenwäldern und Seegraswiesen.

All diese Möglichkeiten haben zusätzlich einen Nutzen für die Artenvielfalt. Bestehende Wälder können außerdem mehr CO2 speichern, wenn Raubtiere wieder angesiedelt werden, die dann die Pflanzenfresser in Schach halten. Auch auf Agrarland lässt sich mit geeigneten Methoden die Speicherung von CO2 im Boden verbessern.

CO2 ließe sich schließlich in Gebäuden binden, indem man mit Holz baut oder auch mit Bambus. Das würde zusätzlich den Verbrauch von Beton reduzieren. Auch Vorschläge gegen die Verschwendung von Energie, Rohstoffen und Lebensmitteln warten auf ihre Umsetzung.

Nicht zuletzt gibt es einige unerwartete Möglichkeiten mit großem Potenzial, etwa bessere Bildung in Entwicklungsländern, besonders für Mädchen, und Zugang zu Verhütungsmitteln – Stichwort: Bremsen des Bevölkerungswachstums.

"Bio-CCS" braucht neue Flächen

Zusätzlich setzt der IPCC auf eine Technik namens BECCS. Das Kürzel steht für "Bio-Energie mit CCS".

Zunächst wird dabei pflanzliches Material wie zum Beispiel Plantagenholz verbrannt und Bioenergie erzeugt. Anschließend wird aus dem Rauch das CO2 herausgefiltert und in Gesteinsformationen verpresst – wie beim CCS (Carbon Capture and Storage, deutsch: CO2-Abscheidung und -Speicherung). Auf diese Weise soll das CO2, das die Pflanzen beim Wachstum aufgenommen haben, "dauerhaft" der Atmosphäre entzogen werden.

Das ist die Lösung! Oder?

Die Welt weiß, wie man die CO2-Emissionen senken kann – sie muss es nur tun. Wir stellen in einer Serie verschiedene Lösungsansätze mit ihren Vor- und Nachteilen vor.

Klimareporter° beteiligt sich damit wie hunderte andere Zeitungen und (Online-)​Magazine weltweit an der Initiative "Covering Climate Now". Anlässlich des 50. Jubiläums des "Earth Day" am 22. April berichten die Kooperationsmedien eine Woche lang verstärkt über Lösungen für die Klimakrise.

Die Notwendigkeit für BECCS ist je nach IPCC-Pfad unterschiedlich. Im Extremfall müssen damit aber jährlich negative Emissionen in Höhe von neun Milliarden Tonnen im Jahr 2050 und 16 Milliarden Tonnen im Jahr 2100 erzielt werden.

Ob das machbar ist, bleibt fraglich. Denn dazu wäre eine riesige CCS-Infrastruktur erforderlich, und an Land oder im Meer müssten große Mengen an Energiepflanzen produziert werden.

Ohne all das kommt eine andere Methode für negative Emissionen aus, die in die Kategorie Geoengineering fällt: die Verwitterung von Gestein. Auch dabei wird CO2 gebunden. Der Prozess lässt sich beschleunigen, indem man Gestein zu Pulver zermahlt und dann Regen aussetzt.

Anschließend kann man das Gesteinsmehl auf Äckern als Mineraldünger ausbringen oder ins Meer schütten, wo es auch bei natürlicher Verwitterung gelandet wäre. Dort wirkt der Gesteinsstaub zudem der Versauerung der Ozeane entgegen.

Warnung vor den Nebenwirkungen

Eine Studie warnt allerdings: Der Nutzen müsse "abgewogen werden mit den Kosten und der Umweltwirkung des Abbaus riesiger Mengen an alkalischem Material (wie Kalk) und deren globaler Verteilung".

Eine weitere Geoengineering-Methode ist die Meeresdüngung etwa mit Eisenspänen. Dadurch wird das Algenwachstum angeregt. Wenn diese dann absterben und zu Boden sinken, ist ebenfalls CO2 gebunden. Auch hier warnen Umweltschützer und Wissenschaftler vor den Nebenwirkungen.

Weder Pflanzen noch Gestein braucht schließlich eine dritte Methode: das Herausfiltern von CO2 aus der Luft und die anschließende Entsorgung mittels CCS.

Doch ohne Input kommt auch diese Methode nicht aus. Die "Direct Air Capture" (DAC) genannte Technik benötigt Strom. Folglich ist DAC nur sinnvoll, wenn genug Strom aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht.

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