Ein EEX-Team betrachtet die Kurse von CO2-Zertifikaten auf einem Monitor.
Gerade Verwaltungen oder Bildungseinrichtungen können mit dem Umstieg auf Linux sehr viel Geld sparen. (Bild: EEX)

Jetzt ist es so weit: Wer auf seinem PC oder Laptop noch Windows 10 laufen hat und nichts unternimmt, lebt gefährlich. Hersteller Microsoft hat am 14. Oktober den automatischen Support für das Betriebssystem eingestellt.

Das bedeutet: Es funktioniert zwar alles erst mal weiter, aber es gibt keine Sicherheitsupdates und keine Funktions- oder Kompatibilitäts-Updates mehr. Weltweit betrifft das nach Schätzungen von Verbraucher- und Umweltorganisationen rund 400 Millionen Computer, die dadurch quasi über Nacht zu unsicheren Geräten werden.

Die europäische Nichtregierungsorganisation Right to Repair spricht von einer "Software-Obsoleszenz", also geplanter E‑Schrott-Produktion durch Softwarepolitik – und fordert EU-weite Regeln, um solchen Praktiken ein Ende zu setzen.

Ihren Protest machte die Organisation mit einer Aktion vor dem Microsoft-Büro in Brüssel öffentlich. Dort wurden "voll funktionsfähige PCs gezeigt, die durch die Entscheidung des Unternehmens über Nacht unbrauchbar werden".

Dadurch könnten "über 700 Millionen Kilogramm zusätzlicher Elektroschrott entstehen", Umwelt- und Klimaschäden durch erzwungene Neuproduktion von Geräten inklusive. Es sei eine besondere Ironie der Geschichte, dass der Support-Stopp genau am "Internationalen Tag des Elektroschrotts" wirksam wird, der seit 2018 von der Umweltorganisation WEEE Forum ausgerufen wird.

Microsoft begründet den Schritt mit der geplanten Weiterentwicklung auf Windows 11. Doch viele Geräte, vor allem ältere, erfüllen die Hardware-Anforderungen des neuen Systems nicht. Damit werden viele Computer, die noch technisch einwandfrei funktionieren, aus dem Update-Zyklus ausgeschlossen.

"Ein System, das den Planeten vergiftet"

Zwar bietet Microsoft in Europa nach Protesten ein weiteres Jahr kostenlose Sicherheitsupdates ("Extended Security Updates") an. Bedingung ist jedoch: Um davon zu profitieren, muss man sich bei Microsoft anmelden, und dieses Konto muss alle 60 Tage mindestens einmal genutzt werden.

Cristina Ganapini von Right to Repair kritisierte, der Schritt des Softwarekonzerns werde Millionen funktionierender Computer in Elektroschrott verwandeln. "Das ist 'Fast Tech' in Reinform: ein System, das von geplanter Obsoleszenz profitiert, unsere Geldbeutel leert und den Planeten vergiftet."

Die NGO bemängelt, dass Microsoft sich lediglich zu der einjährigen Verlängerung eines Teils des Supports bereit erklärte: "Microsoft drückt nur auf die Snooze-Taste – das sollte uns nicht einschläfern." Die EU müsse verbindliche Regeln gegen Software-Obsoleszenz beschließen, darunter mindestens 15 Jahre Sicherheitsupdates für alle digitalen Produkte.

Für viele ältere PCs, die die Anforderungen von Windows 11 nicht erfüllen, bleibt als Alternative ein Umstieg auf freie Linux-Betriebssysteme wie Ubuntu, Mint oder Debian. Sie können auf älterer Hardware gut laufen und erhalten oft länger Updates als vergleichbare Windows-Versionen.

Die offene Struktur erlaubt zudem eine aktive Reparatur- und Weiterverwendungskultur, wie sie die Right-to-Repair-Bewegung fordert.

 

Allerdings gibt es einen Wermutstropfen: Einige Hardware-Treiber, etwa für bestimmte Grafikkarten oder WLAN-Chips, stehen unter Linux nur eingeschränkt zur Verfügung. Auch manche professionellen Programme – etwa spezialisierte CAD-, Musik- oder Videobearbeitungssoftware – sind für dieses Betriebssystem nicht verfügbar.

Bevor man umsteigt, muss also geklärt werden, ob die für die eigenen Zwecke benötigten Software mit Linux kompatibel ist. Für den Alltag – Browser, Office, Mail, Mediennutzung – sind Linux-Systeme aber meist leistungsfähig genug und sicher.

Besonders in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen oder kommunalen Verwaltungen kann ein gut gemanagtes Linux-Umfeld die Lebensdauer älterer Geräte verlängern und Elektroschrott vermeiden.