Drei Klimaanlagen an einer Hauswand
Klimaanlagen sind Stromfresser, könnten aber auch synthetische Kraftstoffe herstellen. (Foto: Zoltán Matuska/​Pixabay)

Klimaanlagen haben ein schlechtes Image, nicht nur wegen ihres hohen Energieverbrauchs. Viele Zeitgenossen, die etwa in klimatisierten Büros arbeiten, klagen über Zugluft, zu viel Kälte, trockene Schleimhäute. Erkältungen, Probleme mit den Bronchien und Nebenhöhlen können die Folge sein, ebenso eine erhöhte Infektanfälligkeit.

Doch in vielen südlichen Ländern geht es kaum ohne Klimatisierung, und auch hierzulande steigen die Nutzerzahlen. Der letzte Hitzesommer hat vor allem bei den mobilen Kleinanlagen einen Schub ausgelöst – und in Zukunft dürften mehr Hitzetage den Trend noch verstärken.

Nun gibt es immerhin einen Ansatz, die Ökobilanz von Klima- und Lüftungsanlagen stark zu verbessern. Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und der Universität von Toronto haben ein Verfahren vorgeschlagen, bei dem diese Geräte gleichzeitig genutzt werden, um aus Wasser sowie CO2 aus der Umgebungsluft synthetische Kraftstoffe herzustellen.

Diese ließen sich dann etwa als Öko-Diesel oder Öko-Kerosin nutzen. Die notwendigen Technologien mit den Zwischenschritten Herstellung von Wasserstoff respektive Synthesegas seien dafür im Wesentlichen vorhanden, sagt KIT-Forscher Roland Dittmeyer

Wegen der relativ geringen Konzentration von CO2 in der Atmosphäre – zurzeit 0,04 Prozent – müssen allerdings riesige Mengen Luft in Filteranlagen behandelt werden, um brauchbare Mengen Öko-Kraftstoffe herzustellen. Das Forscherteam schlägt nun vor, dies künftig dezentral zu organisieren – und mit den vielen bestehenden Lüftungs- und Klimaanlagen in Gebäuden zu koppeln. Die Entwickler nennen ihr Konzept "crowd oil" – als Gegensatz zum "crude oil" (Erdöl, Rohöl).

Joachim Wille ist Chefredakteur des Onlinemagazins Klimareporter°.

Die Potenziale lassen sich sehen: So würde laut den KIT-Berechnungen allein die Menge CO2, die in den Lüftungsanlagen der rund 25.000 Supermärkte der drei größten Lebensmittelkonzerne Deutschlands abgeschieden werden könnte, ausreichen, um etwa 30 Prozent des Kerosinbedarfs oder acht Prozent des Dieselbedarfs hierzulande zu decken.

Das Problem bei dem schönen Konzept: Für die CO2-Umwandlung werden große Mengen an Strom benötigt. Und das muss Ökostrom sein, damit das Ganze Sinn macht. Weil der noch immer knapp ist, halten die Experten einen forcierten Ausbau der Erneuerbaren, unter anderem durch Solaranlagen auf und an Gebäuden für nötig.

Das passt übrigens: Die produzieren ja gerade dann viel Strom, wenn es heiß ist und die Klimaanlagen laufen.

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