Rasen wird aus einer Leitung beregnet.
Rasen nimmt fünf Prozent der Landesfläche ein. (Foto: Daniel Borker/​Pixabay)

Er ist wieder da. Hier und da gibt es noch Aussetzer. Da ist er weiterhin braun oder gelb. Es sind die Stellen, wo ihm der trockene Sommer besonders zugesetzt hat. Ohne jeden Schatten, mit sandigem Boden, der Wasser schlecht speichert.

Aber sonst scheint alles wieder okay. Als hätte es die Monate nicht gegeben, in denen alles verbrannt war. Und kein Leben mehr in ihm zu sein schien.

Der grüne Rasen ist zurück. Im Garten, im Park, auf dem Sportplatz, auf anderen Grünflächen. Der nasse September nach dem trockenen Frühjahr und vielerorts einem wüstenartigen Sommer hat ihn revitalisiert.

Man kennt das zwar schon aus den Dürrestress-Jahren 2018 bis 2020. Doch es kommt einem trotzdem wieder fast wie ein Wunder vor. Die Wurzeln haben überlebt. Die Gräser treiben wieder aus, als hätte es die Trockenzeit nie gegeben.

Rund 1,8 Millionen Hektar in Deutschland sind mit Rasen bedeckt, das entspricht der Fläche eines mittelgroßen Bundeslandes. Um die konstant "englisch" grün zu halten, braucht es neben regelmäßigen Mäheinsätzen und Düngergaben auch viel Wasser. Den Rasen zu sprengen, gehört für viele Zeitgenossen immer noch dazu. Auch in diesem Sommer war das so.

Dabei kann der Rasen ziemlich durstig sein. Ein 100 Quadratmeter großes Stück benötigt, wenn man es auch in den drei Sommermonaten schön grün haben will, laut Umweltbundesamt 18.000 bis 30.000 Liter Wasser. Bei fünf Monaten Sprengzeit könnten es sogar 50.000 Liter sein.

Zum Vergleich: Der durchschnittliche Jahresverbrauch eines Bundesbürgers liegt bei 47.000 Litern.

Blumenwiese statt "Klimarasen"

Noch ist Deutschland kein Land im Wasserstress, obwohl die verfügbare Gesamtmenge bereits seit 2003 fast jedes Jahr niedriger lag als im langjährigen Mittel und im Trockenjahr 2018 sogar regelrecht abstürzte. Doch die Gefahr rückt näher. Der Klimawandel, der die deutschen Sommer trockener macht, legt ja keine Pause ein.

Joachim Wille ist Co-Chefredakteur des Online-Magazins Klimareporter°.

Ein Verzicht aufs Rasensprengen wird zwar nicht reichen, um den Wasserstress zu beherrschen. Doch wetten, diese Kulturtechnik wird zum Auslaufmodell.

Man kann es ja auch positiv sehen. Gar nicht schlecht, wenn die ökologische Wüste, die der gedüngte, kurzrasierte und gewässerte Standardrasen darstellt, gegen etwas Naturgemäßeres ausgetauscht wird. Eine Blumenwiese zum Beispiel, die Trockenheit besser aushält.

Für alle anderen bliebt nur die Hoffnung, dass der angeblich trockenheitsresistente "Klimarasen"-Samen etwas taugt, den man inzwischen im Gartenmarkt kaufen kann.

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