Als Retter der Nachtzüge feiert man in Deutschland die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Europaweit können Reisende den "ÖBB Nightjet" derzeit auf mehr als 40 Verbindungen nutzen. Die betreibt die ÖBB entweder allein oder mit Partnerunternehmen.
Ebenso wie die Nachtzüge ist auch die Idee, Schienen zum Hitzeschutz weiß anzustreichen, nicht ganz neu, räumt die ÖBB ein. Darauf seien Eisenbahner in der Schweiz oder in Italien schon früher gekommen. Seit aber Betonschwellen im Gleisbau eingesetzt werden, sei es immer seltener vorgekommen, dass sich Gleise in der Hitze verwerfen, erklärt ÖBB-Sprecherin Juliane Pamme gegenüber Klimareporter°.
Der Trend hat sich jedoch vor einigen Jahren umgekehrt. "Aufgrund der Hitze, die in den letzten Jahren immer mehr Extremwerte und noch nie gemessene Temperaturen aufwies, haben die Gleisverwerfungen wieder zugenommen", sagt Pamme. Zudem würden diese Verwerfungen "spontan passieren", die Auswirkungen auf den Zugverkehr und auf die Pünktlichkeit seien sehr groß. Meist müsse das Gleis gesperrt werden.
Dass Züge auch bei Kälte und Hitze fahren müssen – darauf ist die Bahn im Alpenland im Grunde eingestellt. Das Netz sei auf eine Schienentemperatur von minus 30 bis plus 60 Grad Celsius ausgelegt, sagt Pamme. Um die Spannungen zu begrenzen, würden die Schienen bei einer Temperatur von 24 bis 26 Grad Celsius verlegt und verschweißt. Bei dieser sogenannten "Neutraltemperatur" sei die Schiene praktisch spannungslos.
Grüne fordern Gebäude-Umbau wegen Hitze
Einen "Hitzeaktionsplan" haben die Grünen heute in Berlin vorgelegt. Unter anderem sollen die Bürger einfachen Zugang zu Informationen im Umgang mit Hitzewellen erhalten, etwa durch ein bundesweites Beratungstelefon. Gesundheits-Einrichtungen sollen besser an Hitze angepasst werden, indem "kühle Räume" oder ein besseres Raumklima durch Gebäudeveränderungen geschaffen werden.
Weiter plädieren die Grünen für ein "Recht auf Home-Office" für alle Bürobeschäftigten, sofern dem keine betrieblichen Gründe entgegenstehen, und für ein "Recht auf Hitzefrei" – also auf eine reduzierte Arbeitszeit – für Beschäftigte, die im Freien arbeiten wie auf dem Bau, in der Landwirtschaft oder der Gebäudereinigung.
Damit Städte nicht zu Hitzeinseln werden, sollen sie begrünt, mit öffentlichen Trinkbars für eine flächendeckende und kostenlose Versorgung mit Trinkwasser ausgestattet und durch Frischluftschneisen gekühlt werden. Zur Finanzierung der Vorschläge soll der vorsorgende Gesundheitsschutz gegen klimawandelbedingte Überhitzung in das Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" aufgenommen und ein neues Bund-Länder-Programm "Grüne Infrastrukturen" in der Städtebauförderung aufgelegt werden.
Dass die ÖBB nun dennoch die weiße Schiene auf einer fünf Kilometer langen Strecke testet, zeigt, wie groß das Hitzeproblem ist. Untersuchungen hätten ergeben, sagt das Bahnunternehmen, dass weiß gefärbte Gleise die Temperaturen in der Schiene um etwa fünf bis acht Grad Celsius verringern können.
Die weiß-matte Farbe muss allerdings bei starker Verschmutzung regelmäßig erneuert werden. Dafür fährt ein eigens entwickelter ÖBB-Sprühzug die Strecke in Schrittgeschwindigkeit ab.
ÖBB fährt mit Ökostrom
Die staatliche Bahngesellschaft wehrt sich nicht nur gegen die Hitze, sondern engagiert sich auch im Klimaschutz. Elektrisch angetriebene Züge, die auf ÖBB-Gleisen fahren, sind seit einem Jahr zu hundert Prozent mit grünem Bahnstrom unterwegs. Seit dem vergangenen Mai werden auch alle Bahnhöfe, Büros und Werkstätten der ÖBB mit Ökostrom versorgt.
Dieser stammt zu einem Drittel aus ÖBB-eigenen Wasser- und Solarkraftwerken. Die übrigen zwei Drittel werden, so ÖBB-Sprecherin Pamme, von Partnerwasserkraftwerken oder aus dem öffentlichen Netz zugekauft.
Mittlerweile sind laut den Angaben drei Viertel des rund 5.000 Kilometer langen Streckennetzes der ÖBB elektrifiziert, bis 2030 sollen es knapp 90 Prozent sein. Auf dem restlichen Streckennetz fahren die Züge mit Diesel.
Dort testet die ÖBB derzeit den "Cityjet eco" mit elektro-hybridem Antrieb. Dabei werden die nicht elektrifizierten Abschnitte mit einer Batterie überbrückt. Die lädt sich dann wieder auf, wenn der Zug erneut unter die Stromleitung kommt. Ende des Jahres soll der erste Zug testweise im Echtbetrieb zum Einsatz kommen.