Einst war sie grün und regenreich – die Sahara. Das kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Die Sahara ist mit fast zehn Millionen Quadratkilometern immerhin die größte Trockenwüste weltweit, und sie dehnt sich aus, weil die starke Bevölkerungszunahme am Rand der Sahara die Vegetation weiter zurückdrängt – vor allem durch Überweidung und Holzentnahme.
Doch nun gibt es Hoffnung, dass die Sahara wieder etwas lebensfreundlicher werden könnte – zumindest theoretisch. Baut man in der Wüste und in der angrenzenden Sahelzone großflächig Wind- und Solarparks, könnte sich das regionale Klima verbessern, wie US-Forscher von der Universität Maryland in einer Modellstudie herausfanden. Es würde mehr regnen, und so könnte mehr Vegetation entstehen.
Und das geht so: Die Rotoren der Windräder durchmischen die Luft über der Wüste stärker, als das bisher der Fall ist, dadurch gelangt wärmere Luft aus höheren Schichten in tiefere. Zudem wird der Wind abgebremst. Solarkraftwerke wiederum reduzieren die Reflexion der auf die Erdoberfläche einfallende Lichtstrahlung, die sogenannte Albedo.
Beides zusammen führt in den Modellsimulationen dazu, dass es in der Sahara besonders nachts wärmer wird und die dadurch entstehenden größeren Luftdruckunterschiede in der Atmosphäre die Menge der Niederschläge erhöhen. Die Folge: Pflanzen wachsen besser, die dichtere Pflanzendecke verdunstet mehr Wasser, es entstehen mehr Wolken und es regnet mehr. Eine perfekte Selbstverstärkungsschleife.
Es klingt fast zu gut: Der Ökostrom aus der Wüste ersetzt nicht nur dreckige Energie aus Kohle, Gas oder Öl und schafft Wachstumschancen in der Region, er verbessert auch noch das regionale Klima.
Allerdings gehen die US-Wissenschaftler in ihrer Studie davon aus, dass in Sahara und Sahelzone wirklich geklotzt wird – mit Wind- und Solarparks, die 79 Millionen Megawatt Strom liefern. Das wäre genug, um die ganze Welt mehrmals mit Elektrizität zu versorgen. Ob es je dazu kommt und ob das sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt.
Man erinnere sich an das Wüstenstrom-Projekt "Desertec", das Strom für Nordafrika und auch Europa liefern sollte. Es wurde 2014 aufgegeben, bevor es überhaupt begann.
Joachim Wille ist Chefredakteur des Onlinemagazins Klimareporter°.
Trotzdem: Immerhin entstehen zwischen Marokko und Saudi-Arabien viele Solar- und Windparks, und wenn sie das Klima dort auch nur ein bisschen verbessern, kann es nur gut sein.