Schematischer Kopf, aus dessen Hirn sich netzwerkartige Strukturen mit technisch-ökonomischen Symbolen entwickeln, alles hellblau vor dunkelblau.
Künstliche Intelligenz soll vorhersagen, welche Regionen im Regenwald bald gerodet werden. (Foto: Deepak Pal/​Flickr)

Technologien wie Blockchain können, richtig angewandt, das Klima retten. Davon ist Nick Beglinger, Geschäftsführer der Schweizer Stiftung Cleantech 21 und Kopf der Initiative "Hack4Climate", überzeugt.

Hack4Climate hat im Jahr 2017 parallel zur Weltklimakonferenz in Bonn einen "Klima-Hackathon" veranstaltet. Dort arbeiteten 100 Programmierer und Programmiererinnen fünf Tage lang, um Lösungen für Klima-Probleme zu finden – auch 2018 in Katowice gab es einen solchen Hackathon.

"Im Unterschied zu vielen anderen Innovations-Programmen gehen wir vom Ziel des Klimaschutzes aus und nicht von der Technologie", erläutert Beglinger. Die Gewinner des Hackathons in Bonn beispielsweise haben eine Software entwickelt, die vorhersagt, welche Regionen im Regenwald Gefahr laufen, bald gerodet zu werden.

Neben der künstlichen Intelligenz, die bei diesem Projekt zum Einsatz kommt, konzentriert sich Beglinger auf zwei weitere Technologien: das "Internet der Dinge" und sogenannte Distributed-Ledger-Technologien (DLT), deren bekanntestes Beispiel die Blockchain ist. "Distributed Ledger" heißt so viel wie "verteilte Kassenbücher". Wer wem etwas liefert oder bezahlt, wird nicht mehr auf einem zentralen Rechner verzeichnet, sondern auf jedem Computer, der am Netzwerk teilnimmt.

"Durch das Internet der Dinge gibt es immer mehr Geräte, die Daten sammeln", erklärt Beglinger. Diese Datenflut müsse man für den Klimaschutz ausnutzen. Das wiederum müsse dezentral erfolgen, mithilfe von DLT.

Künstliche Intelligenz wiederum sei wichtig, um Vorhersagen treffen und Prozesse automatisieren zu können. "Wenn mehrere Haushalte untereinander Strom handeln, übernimmt ein automatischer Agent den Handel", so Beglinger. Der Agent könne zum Beispiel zur Wärmepumpe sagen: "Hör mal kurz auf zu pumpen, bis die Sonne wieder rauskommt."

Digital heißt energieintensiv

Dass bei solchen Modellen nicht die gesamte Öffentlichkeit an der Blockchain beteiligt ist, sondern nur die teilnehmenden Haushalte, senke den Energiebedarf enorm im Vergleich zu Anwendungen wie der Kryptowährung Bitcoin, sagt Beglinger. Außerdem gebe es noch andere DLT-Anwendungen, die weniger Energie verbrauchen als Blockchain.

"Grundsätzlich hat der IT-Sektor einen steigenden Energiebedarf, aber diese Steigerung kann auch zu Einsparungen in anderen Bereichen führen", meint Beglinger. Verschiedene Studien zeigten, dass Digitalisierung zu Netto-Einsparungen führen könne.

Der Energieverbrauch ist auch für die Technik-Soziologin Friederike Rohde vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin ein entscheidender Faktor, um zu beurteilen, ob eine neue Technologie wirklich den Klimaschutz voranbringt. "Natürlich sind Technologien wie Blockchain oder intelligente Gebäudesteuerung an vielen Stellen sinnvoll", sagt Rohde im Gespräch mit Klimareporter°.

Auch das Projekt Hack4Climate gefällt ihr. "Ich finde es gut, dass dadurch die Entwickler für den Klimawandel sensibilisiert werden", so Rohde. "Es ist auch sinnvoll, gefährdete Waldregionen zu identifizieren." Allerdings ist sie sicher: "Die Technologie wird aber nicht alle Probleme lösen. Wir Menschen müssen unser Verhalten ändern."

Generell empfiehlt sie, immer darauf zu schauen, wie viel Energie die Technologien verbrauchen, auch bei der Herstellung der Geräte. "Dann kann man sich fragen: Muss man nicht lieber den Ausbau der erneuerbaren Energien viel stärker voranbringen?", fragt Rohde. "Am wichtigsten ist, dass alle Energie, für IT und anderweitig, aus erneuerbaren Quellen stammt." In diesem Punkt würde ihr Nick Beglinger sicher zustimmen.

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