Einstürzende Autobahn-Bauten, überfälliger Verbrenner-Stopp und automobiler Wählerfang
Kalenderwoche 3: Mehr als ein Drittel der Beschäftigten arbeitet schon die Hälfte der Arbeitswoche nicht mehr im Büro, sagt Andreas Knie, Mobilitätsforscher und Mitglied im Herausgeberrat von Klimareporter°. Wegen des dadurch absehbaren Rückgangs im Pkw-Fernverkehr könne über Straßenrückbau nachgedacht werden.
Wollen wir unsere Klimaziele im Verkehr wirklich einhalten, brauchen wir ein Neuzulassungsverbot für Verbrenner-Autos. Und das schon ab 2025. Bezahlbare E-Fuels als alternativen Kraftstoff wird es nicht geben.
Schneller Umstieg aufs E-Auto hilft der Autobranche
Ein Festhalten am Verbrennungsmotor schadet nicht nur dem Klimaschutz, sondern auch der Automobilindustrie. Das versucht eine Studie zum "Geschäftsmodell Verbrenner" zu zeigen, die der Thinktank Agora Verkehrswende und die Strategieberatung Boston Consulting Group heute vorlegten.
Ab 2035 dürfen in der Europäischen Union keine neuen Personenkraftwagen mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden. Darauf einigten sich die EU-Staaten und das EU-Parlament. Der Plan kommt zu spät und enthält Schlupflöcher, warnen Mobilitätsexpert:innen.
Auf unseren Straßen dürfen bald nur noch Elektroautos unterwegs sein, wenn wir kein teures Erdöl mehr importieren und das Klima schützen wollen. Aber vertragen das auch unsere Netze, wenn dann alle E-Autos gleichzeitig laden?
E-Fuels sollen unsere Benzin- und Dieselautos klimaneutral machen. Ihre Herstellung ist aber ineffizient und extrem teuer. Sind E-Fuels trotzdem ein sinnvoller Weg zum Klimaschutz?
Ab 2035 werden in der EU nur noch Null-Emissions-Autos zugelassen. Ob das auch mit synthetischen Kraftstoffen möglich ist, soll geprüft werden. Darauf einigten sich die Energie- und Umweltminister der EU letzte Nacht. Beschlossen wurden auch Ausweitungen des Emissionshandels, einschließlich eines Sozialfonds.
Sowohl zwischen den EU-Ländern als auch in der Ampel-Regierung gibt es Streit, welche Zukunft der Verbrennungsmotor noch haben soll. Eine Debatte, die bald überholt sein wird.
Beim Abstimmungsmarathon im Europäischen Parlament schicken die Abgeordneten die Emissionshandels-Reform zurück in den Umweltausschuss. Auch der soziale Klimafonds und der CO2-Grenzausgleich müssen neu verhandelt werden. Ab 2035 sollen keine neuen Verbrenner-Autos mehr zugelassen werden.
Die Glaubwürdigkeit der EU‑Klimapolitik steht auf dem Spiel
Wenn das Europäische Parlament heute über die künftigen CO2-Grenzwerte für Pkw abstimmt, geht es um nichts weniger als die Glaubwürdigkeit der europäischen Klimaschutzpolitik. Die Abgeordneten dürfen sich von Öl- und Autolobby nicht unter Druck setzen lassen: Der Verbrennungsmotor wird niemals grün.
Verbrenner-Aus, CO2-Grenzausgleich, mehr Klimaschutz durch Emissionshandel, soziale Absicherung – darüber stimmen die EU-Abgeordneten am Mittwoch ab. Die Beschlüsse könnten grundlegende Änderungen im Leben der Europäer:innen mit sich bringen.
Brauchen wir ein Verbot von Benzin- und Dieselautos?
Was ist nötig, damit der Verkehr endlich seine Klimaziele erreicht? Ist es nicht Zeit für ein Verbot aller Neuzulassungen von Benzin- und Dieselfahrzeugen? Quaschning live, Folge 2.
eine Kolumne von Volker Quaschning,Cornelia Quaschning
Der Start der Tesla-Gigafabrik sei nicht nur gut für den Klimaschutz, sondern auch gut gegen Ölimporte, freute sich die Bundespolitik letzte Woche. Doch so einfach ist es mit dem "E" als Autoantrieb nicht. Genau besehen können auch die neuen Teslas die CO2-Emissionen im deutschen Verkehrssektor nicht direkt senken.
Der Wechsel vom fossilen Verbrenner zum E-Auto wird ein Finanzloch in die öffentlichen Kassen reißen. Experten fordern als Ersatz nutzerabhängige Bezahlmodelle und einen Stopp aller Straßen-Neubauten.
Mindestens 15 Millionen Elektroautos will die Ampel-Regierung bis 2030 auf die Straßen bringen. Doch sogar, wenn sie das ohne Plug-in-Hybride schafft, reicht das Vorhaben nicht, um den Verkehrssektor auf Klimakurs zu bringen.
Die Politik und selbst Teile der Umweltbewegung wollen die klimagerechte Mobilität der Zukunft mit immer mehr neuen Autos erreichen. Doch die Forderung nach weniger Autos ist für die Verkehrswende entscheidend.
Rund 30 Staaten bekennen sich beim Klimagipfel in Glasgow zu einem Enddatum für Verbrenner-Fahrzeuge. Auch Regionen, Städte und Autokonzerne unterstützen die Erklärung zu emissionsfreier Mobilität. Das Autobauerland Deutschland sperrt sich.
Tausche früheren Kohleausstieg gegen Verbrenner-Verbot
Wenn Grüne und FDP jetzt zu "Vorsondierungen" zusammensitzen, geht es fraglos auch um deutlich mehr Tempo beim Klimaschutz. Ein probates Mittel wäre ein Kohleausstieg bis 2030. Der würde einer "Ampel"-Regierung mit der SPD ansehnliche Spielräume bringen.
Greenpeace und die Deutsche Umwelthilfe fordern von den deutschen Autokonzernen eine deutliche schnellere CO2-Reduktion. Die Organisationen berufen sich auf den Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts und auf ein ähnlich spektakuläres Urteil aus den Niederlanden.
Die Internationale Energieagentur fordert überraschend einen sofortigen Stopp von Investitionen in Kohle, Erdöl und Erdgas. Nur mit einem radikalen Kurswechsel ließen sich die klimaschädlichen Emissionen bis 2050 auf netto null bringen.